Was Ehe bedeutet

Hochzeiten werden immer pompöser gefeiert. Mein Eindruck ist manchmal, dass für das passende Hochzeitsfoto bei Instagram sogar das Haus der Eltern verpfändet wird. Woher kommt das Ihrer Meinung nach? Ist das echte Romantik oder unbewusster Einfluss von Kommerz?

In dieser Sache bin ich hin- und hergerissen. Von meiner inneren Ausrichtung her finde ich es prinzipiell schrecklich, wie Hochzeiten überfrachtet werden. Ich unterstelle, dass diese Art von Inszenierung nicht primär mit der Größe der Liebe zu tun hat, sondern mit Prestige und Protz – schöner, größer, weiter! Sich allein nur für die Eheringe verschulden und diese irgendwo posten, als wolle man Werbung für einen Juwelier machen, das ist der pure Kommerz und peinlich. Andererseits, Asche auf mein Haupt: Mich rühren pompöse Hochzeiten. Ich stelle mir manchmal vor, wie meine Kinder heiraten, und ich stelle es mir meistens vor wie im Kino.

Sind Sie da also auch vom Kommerz beeinflusst?

Ich muss mich zumindest fragen, woher diese Bilder in meinem Kopf kommen. Die Antwort liegt nahe: Auch wenn ich mich beruflich mit Liebe befasse und um Objektivität ringe, bin ich doch ein Kind meiner Zeit, die von dem unaufhörlichen Bilderfluss der Medien bestimmt ist. Auf alle Fälle begrüße ich es, wenn Hochzeiten mit Familie und Freunden in einem wirklich festlichen Rahmen begangen werden. Heimlich heiraten in Las Vegas oder salopp in der Mittagspause zum Standesamt, diese Heiratsweisen widersprechen doch der Definition der Ehe, dass sie ein profundes Bekenntnis vor Gott und der Welt ist.  Dann sollen Gott und die Welt bitteschön auch dabei sein in diesem historischen Moment.

Es gibt übrigens Studien, die besagen, dass Eheschließungen, die angemessen gefeiert werden, längere Ehen und weniger Scheidungen zur Folge haben. Es macht also etwas mit den Liebenden, wenn sie ihre Liebe am Tag der Hochzeit ordentlich feiern. Psychologen sagen, die Erinnerung an die Rituale gibt Halt. Es muss ja nicht gerade die Erinnerung an den Gerichtsvollzieher sein.


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