Es muss nicht immer ein Treffen, stundenlange Telefonate oder die ellenlange Nachricht sein, die man sich schreibt. Ein Kuss-Smiley per Messenger, während ich im Feierabendverkehr in der Straßenbahn sitze, mehr braucht es nicht, um in ein kurzes Gespräch einzusteigen oder zu zeigen, dass man immer noch Teil des Lebens des anderen ist. Ich schicke Fotos von lustigen oder interessanten Details, die mir passiert sind, und frage nach, wie es beim Gegenüber ausschaut. Wenn mir eine Anekdote von früher einfällt, schreibe ich diese zufällige Erinnerung und wir lachen gemeinsam darüber. Auch wenn wir aktuell nicht mehr so viel zusammen abhängen, wir haben eine gemeinsame Geschichte und eine langfristige Rolle im Leben des anderen.
Bei meinen echten Freunden kann ich ohne Vorwarnung von meinem beschissenen Tag erzählen oder über einem unangenehmen Termin, der vor mir liegt, jammern. Sie werden mir zuhören und mich nach dem Meeting fragen, wie es gelaufen ist und ob alles in Ordnung mit mir ist. Nicht weil sie müssen, sondern weil sie es wollen und daran interessiert sind, wie es mir geht. Und das ist keine Einbahnstraße.
Wir unterstützen uns gegenseitig, sind füreinander da und stehen im Zweifelsfall innerhalb von wenigen Stunden mit einem Tablett Sushi, literweise Eis oder bergeweise Kuchen vor der Tür des anderen. Dann hören wir zu, lassen uns das Hemd vollheulen, nehmen in den Arm und trösten oder beruhigen. Je nachdem, wie groß das Ungemach gerade ist. Die Frage nach dem Verursacher wird erst viel später gestellt, wenn die Wogen wieder geglättet sind.
Bis dahin hassen wir gemeinsam den fiesen Partner, den oder die Ex, die Arbeitskollegen, den Chef oder die Krankheit, die ein nahes Familienmitglied ereilt hat. Hier ist Loyalität gefragt und nicht die Frage nach dem „Warum?“. Die stellen wir auch, aber erst, wenn das Gröbste überwunden ist.
Bis dahin sind wir füreinander da ohne Fragen zu stellen und ohne Bedingungen. Danach kann man sich Gedanken machen, wie es weiter geht und gemeinsam nach Lösungen oder Wegen suchen, die auch meist schnell gefunden werden.
Schließlich kennt man sich, weiß, wie der andere tickt und was er braucht. Kann Klartext reden, ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen. That´s what friends are for.