Doch es vergingen noch einmal Jahre und zweierlei geschah. Zum einen bemerkte ich, dass ich inzwischen nicht mehr jung war. Nicht mehr ganz jung zumindest, wenn auch noch lange nicht alt. Ich bemerkte, dass die Jahre verstreichen und mit ihnen mein Leben. Das störte oder beunruhigte mich nicht sonderlich, ich war mit mir im Reinen. Aber mir wurde jetzt erst gänzlich bewusst, dass es in jedem Lebensabschnitt darauf ankommt, den Tagen, die uns geschenkt werden, Leben hinzuzufügen statt dem Leben noch mehr Tage. Plötzlich war nichts mehr selbstverständlich und alles Gute in meinem Leben fühlte sich wie geschenkt an. Und zum anderen? Die Liebe traf mich, mitten ins Herz. Und sie blieb, auch bei höherem Wellengang. Ich konnte mein Glück kaum fassen, und daran hat sich bis zum heutigen Tag glücklicherweise nichts geändert.
Bei allen Enttäuschungen, bei allen Tälern in meinem Leben, weiß ich doch, mit jedem Jahr ein wenig mehr, meine eigene Lebenszeit zu schätzen. Und inzwischen eng mit ihr verbunden: die Liebe an meiner Seite, die morgens neben mir erwacht und der abends mein letzter Gedanke gilt.
Der Geburtstag meiner Liebsten als symbolisches Datum
Wir ticken ähnlich, sind beide keine Geburtagsfeierfetischisten. Trotzdem wurde ich nachdenklich, als sich mir kürzlich bei einem Blick in meinen Kalender der Geburtstag meiner Liebsten ankündigte. Ich fragte sie, ob sie etwas unternehmen wolle. Nichts Großes, sagte sie, ich will keinen Stress. Wir planten einfach einen entspannten Tagestrip ans Meer. Ein Picknick am Strand, mit Brot, Salat und Wein, hoffentlich etwas Sonne und noch mehr Zweisamkeit. Ich musste ihr hoch und heilig versprechen, ja kein Geschenk zu besorgen. Doch ganz mit leeren Händen wollte ich dann doch nicht dastehen, auch wenn ich wusste, dass ihr unsere gemeinsamen Stunden wesentlich mehr bedeuteten, als alles Materielle der Welt. Ich begann, den Geburtstag meiner Liebsten als symbolisches Datum zu betrachten, als Datum des Beginns eines weltlichen Wunders: des Lebens jenes Menschen, an dessen Seite ich glücklich bin und er an meiner. Das verdiente doch ein persönliches Geschenk als Zeichen der Dankbarkeit!
Ich schenkte ihr einen Blick in mein Inneres, ich schenkte ihr Worte mit Gefühl. Als wir das Meer erreicht und es uns auf unseren Handtüchern gemütlich gemacht hatten, richtete ich diese Zeilen an sie: