Wenn sich wieder einmal der Geburtstag des Partners ankündigt, neigen viele Menschen zu Aktionismus und geben viel Geld für halbherzige Geschenke aus. Gastautor Leon Reinhardts kennt ein Geschenk, das nichts kostet und dabei viel schöner ist als jeder Schmuck, Gutschein oder Mixer
Als Kind konnte ich meinen nächsten Geburtstag kaum erwarten, so sehr freute ich mich auf die Geschenke und die leckeren Kuchen. Denn bei uns gab es nie nur einen Geburtstagskuchen, sondern immer gleich mehrere, manchmal drei oder vier. Meine Mutter wusste, wie sie mich glücklich machen konnte. Und mein Vater genoss es ebenfalls. In meiner Jugend wurden die Geburtstage in meinem Freundeskreis dann von Jahr zu Jahr wilder. Aus Kindergeburtstagen wurden Geburtstagspartys, die erst spät in der Nacht endeten. Auf einer solchen Party gab’s dann auch den ersten richtigen Kuss meines Lebens, auf den, zeitlich leider nicht viel später, auch der erste richtige Absturz folgte.
Geburtstage wurden für mich bedeutungslos
Als meine Schulzeit endete und ich in einer fernen Stadt ein Studium aufnahm, hatten Geburtstage plötzlich kaum noch eine Bedeutung für mich, weder meine eigenen noch die von Freunden oder Familienmitgliedern. Vielleicht lag das an den vielen alternativen Möglichkeiten, das „Leben zu feiern“ und sich in angenehmer Gesellschaft im Moment zu verlieren. „Ist’s schon wieder soweit?“, dachte ich bei mir, wenn mir alljährlich wenige Tage vor meinem Geburtstag bewusst wurde, dass ich bald schon einundzwanzig, zweiundzwanzig, dreiundzwanzig, vierundzwanzig Jahre alt sein würde.
Geburtstage spielten in meinen Beziehungen zunächst keine Rolle
Auch in den meisten erwachsenen Beziehungen meines Lebens spielten unsere Geburtstage keine große Rolle. Sie waren eher so etwas wie eine lästige Pflicht, etwas zu unternehmen, damit man im Umfeld nicht negativ auffiel. Mit Freunden ins Restaurant, in eine Bar, zu Besuch bei den Eltern oder Schwiegereltern, weil jene uns durch die Blume zu verstehen gaben, dass es bei ihnen zuhause schöner sei als in einer WG-Küche, in der es nicht einmal einen Tortenheber gab (dafür aber vier Korkenzieher). Geburtstage waren also mehr Pflichtveranstaltung denn ein freudiges Ritual.