André Martens über den Unterschied zwischen einer echten Beziehung und einer Beziehungsepisode
Zwei Arten von Beziehungen
Es gibt zwei Arten von Beziehungen. Einerseits die richtigen, die das Label „Beziehung“ wirklich verdient haben. Und dann gibt es da noch Beziehungen, die man, sobald man ein wenig Abstand von ihnen gewonnen hat, eigentlich nicht mehr so nennen möchte.
Äußerlich (und oft selbst noch im Detail) ähneln sich beide Arten, scheinen ineinander überzugehen. In beiden Fällen hat man sich auf jemanden eingelassen, den man richtig gerne hatte. In beiden Fällen hat man sich gegenseitig eine bestimmte Form von Verbindlichkeit, Vertrauen und Zuneigung geschenkt. Hat enorm viel Zeit miteinander verbracht. Sich gegenseitig immer besser kennengelernt. In beiden Beziehungsarten kann man unglaublich viel über sich selber und den anderen lernen, Millionen von Erfahrungen sammeln. Episoden können genauso lang (oder kurz) dauern wie echte Beziehungen. Und trotzdem trennen diese beiden Arten von Beziehungen Lichtjahre voneinander.
Beziehungen wirken anders nach als Episoden, weil sie sich anders anfühlen. Auch wenn man das manchmal erst sehr viel später erkennt. Echte Beziehungen nehmen wir mit in die Zukunft, denn sie haben unser Herz berührt. Liebe entsteht nur in echten Beziehungen. Alles andere ist allenfalls Verliebtheit. Beziehungen, die vergangen sind, sind wie Narben. Im besten Fall wie Zeichen auf unserer Seelenhaut. Sie haben Bedeutung in unseren Seelenbaum geritzt. Und damit meine ich: große Bedeutung. Wirkliche Bedeutsamkeit.
Beziehungen haftet etwas Besonderes an
Egal, ob die Beziehung im Guten oder Schlechten endete: Sie war etwas Besonderes. Sie hängt uns an, sogar wenn wir sie verdrängt haben. Manchmal kehrt sie auch noch Jahre später wieder: in Form eines Gedankens, Gefühls. Einer Erinnerung. Ach ja, damals, als ich mit …
Episoden sind missglückte Beziehungen. Einige dieser Tindergeschichten etwa. Oder Partnerschaften, auf die wir uns nie ganz einließen, weil wir sie nie ganz wollten. Bitte nicht falsch verstehen: Episoden können genauso lustvoll sein, schmerzhaft oder alltagsgetränkt. Doch im Rückblick denkt man sich: Das ist abgeschlossen, das war ein Lebensabschnitt. Und: Das darf abgeschlossen, darf einfach nur ein Lebensabschnitt sein. War nett das Ganze. Geile Zeit. Coole Erfahrung. Brauch ich nicht noch einmal. Hat mich echt verändert. Aber danach kam halt etwas Anderes.