Mann sein, Frau sein, hart sein, weich sein, vielleicht kann man auf beiden Klaviaturen spielen?
Johannes möchte Regine auf keinen Fall verlieren, er glaubt, dass sie ein Problem mit einem sehr männlichen Mann hat, weil sie eben einmal schlechte Erfahrungen mit einem solchen gemacht hat. Und weil es ihrem Selbstverständnis widerspricht, mit einem Mann zusammen zu sein, dem Dominanzstreben zumindest nicht fremd ist, der damit spielt. Denn so sieht Johannes sich, als ein Mann, der nun sein Potential ausschöpft, je nach Lust und Laune und Anlass seine verschiedenen Persönlichkeitsanteile nach außen trägt.
Johannes findet: „Regine hat doch jetzt viel mehr von mir.“
Regine möchte Johannes ebenfalls nicht verlieren, und dass sie den Sex mit ihm leidenschaftlicher und befriedigender findet als früher, das gibt ihr schon zu denken. Sie sieht darin nicht das Allheilmittel, aber einen produktiven Ansatzpunkt, von dem aus sie die Beziehung mit Johannes neu definieren, ihre Liebe möglicherweise neu aufstellen kann. Der Therapeut mit dem Johannes arbeitet, hat Regine angeboten, dass sie einmal zu dritt reden und ihr darüber hinaus eine Therapeutin empfohlen, die sich speziell mit Geschlechterauffassungen auskennt. Er meinte, es wäre vielleicht gut, wenn Regine sich einmal mit ihrem Verständnis von Weiblichkeit auseinandersetzt und das in Verbindung damit bringt, wie Johannes sich inzwischen als Mann versteht.
„Diese Art von psychologischer Selbstanalyse ist ja etwas, für das Johannes und ich uns gleichermaßen interessieren, das hat uns immer verbunden, das verbindet uns noch“, sagt Regine. „Wir wollten als Menschen weiterkommen, warum nicht auch in der Hinsicht auf unser Geschlecht? Ich hätte nicht gedacht, dass das heutzutage noch ein Thema ist, mir kommt das vor wie eine Geschichte, die meine Eltern beschäftigt haben könnte, aber bitte, ich bin offen für das Nachdenken über das eigene Sein. Wie sollte ich mich vor diesem Neuen, das durch die Veränderung von Johannes in mein Leben getreten ist, gänzlich verschließen, vor allem, wenn ich durch die Arbeit an mir selbst unsere Beziehung retten kann? Vielleicht kann ich auch mit dem Hulk glücklich sein, der heute seine Muskeln spielen lässt und am nächsten Tag ein zartes Pflänzchen ist?“
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