Wie „männlich“ darf ein Softie für eine Frau sein, die Softies liebt und endlich einen gefunden hat?
Regine ist eine empfindsame Frau, ein Schöngeist, in jeder Hinsicht zart besaitet, alles Laute ist ihr unangenehm. Sie ist von Beruf Buchhändlerin, eine von der Sorte, die die Bücher am liebsten liest und sich eher schwer damit tut, ein Buch mit cleveren Verkaufsgesprächen an den Mann oder an die Frau zu bringen. Wenn Regine mit Kunden zu tun hat, die ihre Leidenschaft für Bücher teilen, blüht sie allerdings auf. Regine ist geschieden. In erster Ehe war sie mit einem Mann verheiratet, der – so fasst es Regine in Worte – auf ihrer Seele herumgetrampelt ist. Ein gutmütiger Mann durchaus, aber extrem dominant, ein Mann mit viel Testosteron und mit einer donnernden Stimme, in den Regine sich schockverliebt hat, weil sie die Gegensätzlichkeit anziehend fand, und weil sie überwältigt war, wie glücklich er sie im Bett macht.
In der Ehe hat Regine aber unter diesem Alphatier gelitten. So einer kommt mir nicht mehr ins Haus, hat Regine sich geschworen. Ich will einen Softie. Als sie in der Buchhandlung Johannes kennen lernt, spürt sie sofort: Der ist anders, ein Seelenverwandter, ein weicher Mann. Johannes arbeitet ständig an sich, er liest viel, er besucht Selbstfindungs-Seminare. Regine ist hin und weg, die beiden werden ein Paar, sie ziehen zusammen, beide sind davon überzeugt, diese Liebe hier ist für die Ewigkeit. Bis Johannes auf den Trip kommt, dass es ihm an Männlichkeit fehlt und Regine quasi zusehen kann, wie er von Tag zu Tag ihrem Ex-Mann ähnlicher wird.
Wann ist ein Mann für eine Frau der richtige „Mann“?
„Manchmal denke ich, ich lebe mit dem Hulk zusammen. Oder mit meinem ersten Mann, was ungefähr auf das Gleiche hinauskommt, was die Demonstration von männlicher Vitalität angeht“, erzählt Regine. „Ich habe Johannes als ausgesprochen stillen Mann kennengelernt, scheu, zurückhaltend, er war auch äußerlich nicht gerade kräftig. Er hat sich immer viel mit sich befasst, das fand ich gut, das Bestreben nach Selbsterkenntnis habe ich auch. Ich fand es herrlich, dass ich mich mit Johannes darüber austauschen konnte, wer wir sind, wo wir stehen, wie wir uns entwickeln.
Ich kann immer noch mit Johannes reden, unsere Themen haben sich jedoch zu meinem Leidwesen verändert. Johannes hat bei seinem persönlichen Guru mehrere Seminare über die Essenz der Männlichkeit besucht, es ging darum, in seine Kraft als Mann zu kommen, so hieß es, alle Anteile zu leben, im wahrsten Sinne des Wortes „mann“ selbst zu werden.