Thorsten Wittke will sich von seiner Vergangenheit lösen. Er will nicht länger von seinen Ängsten gejagt werden. Nicht länger Sklave schlimmer Erinnerungen sein. Wie er aus dem Teufelskreis ausbrach
Wohl fast die Hälfte der Menschen leidet in irgendeiner Form an Verlust- oder Bindungsängsten und gerät beim Versuch, Sicherheit zu finden, in dysfunktionale Beziehungen. Ich bin einer davon.
Mir fällt es schwer, ausreichend Vertrauen aufzubringen, um mich voll und ganz fallen zu lassen. Anstatt so lange wie möglich auf Wolke Sieben zu schweben, ziehe ich die Handbremse an und entwickle mich zu einem paranoiden Spinner. Ich plage mich mit Unsicherheit und Ängsten statt den Moment zu genießen.
Immer wieder erwischte ich mich in der Vergangenheit dabei, dass ich meine jeweilige Partnerin mit eifersüchtigen Forderungen oder dem Wunsch nach Sicherheit zu ersticken drohte. Statt mich in meiner Beziehung sicher zu fühlen, spürte ich, wie Angst in mir aufstieg, wenn meine Freundin mir von dem netten, gutaussehenden Kollegen erzählte, den sie im Meeting getroffen hatte. Genau so ging es mir, wenn sie den gemeinsamen Abend absagte, weil sie ihn lieber allein und ohne mich verbringen wollte.
Auf der einen Seite bin ich, wenn so viele Menschen betroffen sind, in guter Gesellschaft. Auf der anderen Seite ziehen Menschen wie ich mit traumwandlerischer Sicherheit Menschen an, mit denen Beziehungen dann zwangsläufig ins Fiasko führen. Um aus diesem Teufelskreis auszubrechen habe ich Ursachenforschung betrieben.
Wissenschaftlich gesehen entwickelt sich Vertrauen im frühesten Kindesalter durch die verlässliche, liebende und sorgende Zuwendung der Eltern. Das verschafft die innere emotionale Sicherheit, die es möglich macht, Vertrauen in die Umgebung zu haben und Kontakte zu anderen Menschen zu pflegen. Schon kleine Abweichungen davon verankern sich tief in unserem Unterbewusstsein und sorgen dafür, dass wir später einen unsicheren Beziehungsstil führen.