Die Chaotin und der Ordentliche
Wie gut, dass man in der Anfangsphase einer sich entwickelnden Beziehung sprichwörtlich die rosarote Brille auf hat. Durch die habe ich zwar gesehen, dass Tinas Wohnung nicht gerade meinem Standard von Ordnung und Sauberkeit entspricht. Aber gestört hat mich das überhaupt nicht. Wir hatten in ihrer Wohnung schließlich echt besseres zu tun, als den Staubwedel zu schwingen oder Wäsche zu falten. Tja. Als wir dann ein halbes Jahr später (zugegeben, das war schnell) zusammenzogen, wurde der Blick etwas eindeutiger. Aber zum Glück war uns beiden klar: Wir haben halt unterschiedliche Vorstellungen und müssen das jetzt irgendwie regeln. Was erstaunlicherweise super klappt. Ich halte mich zurück und lasse auch mal fünfe Grade sein (oder drei schmutzige Teller einen Tag länger in der Spüle stehen). Tina hat ihr eigenes Büro außerhalb der Wohnung, in das ich ihr nicht reinquatsche. Und seit neuestem gönnen wir uns eine Putzfrau. Problem gelöst.
Carsten, 31, vermisst nur noch die Spülmaschine …
Der Misanthrop und der Feierwütige
Ich fühle mich in Gesellschaft durchaus wohl, aber eben nur in sehr, sehr kleinen Gruppen. Also der kleinsten Gruppe, nämlich dem Paar. Alles darüber hinaus verursacht in mir Unwohlsein. Großveranstaltungen sorgen geradezu für Panik. Statt U-Bahn nehme ich lieber das Fahrrad. Ich gehe einkaufen, bevor alle anderen Feierabend haben und zum Sport lieber morgens um 7 als abends in der Rush-Hour. Mein Partner ist das Gegenteil. Ihm kann ein Raum gar nicht voll und quirlig genug sein. Er blüht regelrecht auf in Gesellschaft. Wie wir das dennoch miteinander aushalten? Indem wir uns sehr viel Freiraum gewähren, unsere unterschiedlichen Bedürfnisse zu erleben. Unsere Verabredungen sind verbindlich, wir können uns aufeinander verlassen. Das sorgt für einen sicheren Rahmen. Er stürzt nicht nach der Party mit Freunden ab, sondern ist dann zurück, wann er es angekündigt hat. Mir zuliebe geht er jeden Sonntagmorgen zu nachtschlafender Zeit in ein leeres Fitnessstudio. Wir überraschen uns nicht mit spontanen Partys oder Gastbesuchen. So halten wir unsere Balance zwischen sozialen Kontakten und Einigeln.
Matthias, 28, hat lieber nicht so viele Menschen um sich