Unser Trippel – So wurde aus der 2er- eine 3er-Beziehung

Pärchen in einer 3er Beziehung
Unsere Autorin Mia blickt zurück auf die Anfänge ihrer offenen Beziehung, die sich schnell zu einer Dreiecks-Konstellation entwickelt hat

“Rein zufällig” schauten wir uns Dokus über Polyamorie an

Ich wollte mehr wissen. Die Wissenschaftlerin in mir suchte nach einer Handlungsdramaturgie. Dadurch stieß ich auf Dokumentationen über Poly-Familien. Ich sah sie mir erst heimlich, später auch mit meinem Mann zusammen an, als wäre es reiner Zufall. Ich belog uns beide, indem ich sagte, ich würde mich nur für die polyamouröse Lebensweise interessieren, nichts weiter. Dabei wusste ich doch tief in mir drin, dass es nicht nur reines Interesse war. Dann las ich Bücher, hörte Podcasts zum Thema und fühlte mich so wohl mit der Vorstellung, dass ich nicht alleine war. Das nicht etwas in mir kaputt war. Doch wie sollte ich es meinem Partner „beichten“?

Wie fängt man so etwas an? Gibt es keinen Leitfaden? Vielleicht wie bei diesen Telefon Verkäufern: „Hallo, kennen Sie schon unser neues Lebensmodell? Polyamourie für Sie und Ihn. Jetzt in allen Größen und Passformen, auf Sie maßgeschneidert! Ach so, Sie haben schon ein Beziehungsmodell? Kein Problem, darf ich trotzdem versuchen Sie von unserem Produkt zu überzeugen?“

Es musste einfach raus

Nein … Es führte leider kein Weg dran vorbei. Einfach das Pflaster abreißen. Als ich es schließlich tat, war es ähnlich schwer, wie ich befürchtet hatte. Unsicherheit gepaart mit Unverständnis schlug mir entgegen. Es gab viele Abende an denen wir beide kurz vor dem Weinen standen, vielleicht auch geweint haben, weil er es nicht verstand, er mir doch aber geben wollte was mein Bedürfnis war. Wie sollte er damit umgehen? Wie sollte er aus einem Beziehungsmodell austreten, in dem er sich doch so wohl und sicher fühlte? Was würde das für uns bedeuten?

Mit dem Begriff der „offenen Beziehung“ fühlten wir uns beide nicht so richtig wohl. Es war, als würden wir den Hebel zu einer Falltür öffnen und in die unbekannte Leere stürzen. Wir waren nicht „offen“, weil wir beide Angst vor den eigenen Vorurteilen hatten, die wir damit verbanden. Wahllosigkeit, Lieblosigkeit, der Verlust unseres Wir-Gefühls. Heute weiß ich natürlich, dass ich damit falsch lag, doch die Angst war da und es wäre geheuchelt, wenn ich mich hier hinsetzten würde und erzählte, dass wir alle fein mit der Situation waren und uns nicht der Arsch auf Grundeis ging.

Also überlegten wir, wie wir die Sache gemeinsam angehen könnten, um immer noch das eingeschworene, symbiotische Paar zu bleiben, das wir waren.


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