So groß die Sorgen in der Einsamkeit erscheinen mögen, wenn die schwere Erde aus allen Sternen neben einem in die Kissen sinkt, so schrumpfen sie doch mindestens um die Hälfte, wenn ein anderer sie im Gespräch mit beiden Händen umfasst, zu einem Paket verschnürt und dieses neu sortiert zurückreicht.
Die Beichte gegenüber Freunden, Eltern und dem Partner, dass man sich schlecht und vielleicht sogar nicht der Liebe wert fühlt, macht das Herz freier und das Lachen darüber leichter. Ich erinnere mein Erstaunen, dass die Arme meines Gegenübers sich nicht vor mir verschlossen, sondern mich umfassten, als ich teilte, was ich fürchtete.
Heute denke ich beinahe jeden Tag an diesen einen Abend, wenn ich Menschen gegenüber sitze, die mich fragen, wie es mir geht und was mich so beschäftigt. Und jedesmal bin ich entzückt über das Wunder der Gemeinsamkeit, das eine Offenbarung mit sich bringt.
Natürlich bin ich bei der Entdeckung dieser Ehrlichkeit anderen gegenüber auch auf die gestoßen, die nichts damit anfangen wollten oder konnten, was ich aus meinen sorgenvollen Nächten zu berichten hatte. Doch auch dies ist die Erfahrung wert. Denn am Ende jeden Tages möchte man doch Klarheit darüber finden, wer fest an unserer Seite steht. Gerade weil er uns in unserem Sorgen kennt und nicht weil er den gut sortierten Schnittchenteller der eigenen Person gereicht bekommen hat.
Nicht alles Leid lässt sich halbieren, nur weil man es teilt. Nicht jede Angst verschwindet, wenn man sie laut beim Namen nennt. Aber das Offenbaren der eigenen Sorgen denen gegenüber, die uns die Liebsten sind, lässt uns in der Nacht nicht mehr auf schweren Kissen schlafen. Sondern die Stunden besser überstehen, die so lang sind, wie ein ganzer Tag. Und in diesem Wissen sind die Sterne wieder Freunde und der Schlaf kann uns in dem Gedanken finden, dass es am Morgen Zeit zum Teilen gibt.