So bleiben Beziehungen in Balance

Rollenteilung

In vielen Beziehungen kommt es jedoch früher oder später zu Problemen, da ein Partner sich mehr um den Distanzaspekt kümmert als der andere. Nehmen wir an, wir haben es mit einem heterosexuellen Pärchen zu tun, und er übernimmt die Rolle desjenigen, der Abstand herstellt. Mögliche Symptome können sein: Er antwortet nicht mehr sofort auf SMS, initiiert weniger Zärtlichkeit etc. In dem Moment kommt es in der Beziehung zu einer Rollenteilung: Er ist nun der Unabhängige, während sie mit großer Wahrscheinlichkeit die Rolle der Abhängigen übernehmen wird. Wer kennt das nicht: Je weniger er sich meldet, desto verzweifelter warten wir auf seinen Anruf …

Was steckt dahinter? Der Mechanismus ist einfach: Je mehr er sich um Distanz bemüht, desto mehr muss sie sich um Nähe bemühen. Das Gleiche gilt übrigens auch umgekehrt: Je mehr sie sich um den Näheaspekt kümmert, desto mehr muss er sich um den Distanzaspekt kümmern. Warum muss? Eben damit beides in der Beziehung abgedeckt ist. Wenn beide sich zu sehr um den Näheaspekt kümmern, kommt es zu einer Symbiose, in der einen von beiden früher oder später Erstickungsanfälle ereilen. Wenn beide sich zu sehr um den Distanzaspekt kümmern, bleibt das Ganze so unverbindlich, dass man es wohl kaum Beziehung nennen kann. Unbewusst spüren wir das und übernehmen dadurch den Part, den unser Partner vernachlässigt, ob wir wollen oder nicht. Leider steuern wir damit in genau die falsche Richtung, denn früher oder später führt dies zu einem gefährlichen Machtgefälle in der Beziehung.

Wie Machtgefälle entstehen

Wenn die Rollen wie beschrieben so klar verteilt sind, hat das einen sehr unangenehmen, gar gefährlichen Nebeneffekt: Es entsteht ein Machtgefälle zwischen den Partnern, das nur schwer wieder ins Lot zu bringen ist. Zu diesem Machtgefälle kommt es, da einer der beiden Partner anscheinend den anderen weniger braucht als umgekehrt. Wer die Nähe nicht unbedingt benötigt, hat in einer Beziehung mehr Macht als die/der PartnerIn. Wenn sie gerade nicht so will, wie es ihm passt, kann er sich jederzeit abwenden und sich die Zeit mit etwas anderem vertreiben. Für sie ist das schwieriger, spürt sie doch unterbewusst: Wenn ich mich jetzt abwende, ist er vielleicht für immer weg.


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