Nicht für jeden ein Erfolgsmodell
Ob das hierzulande und heute für Sie und für mich ein Erfolgsmodell wäre, wage ich zu bezweifeln. Wir sind viel zu sehr der Idee der romantischen Liebe und des damit (erhofften und erwarteten) verbundenen Glücks verhaftet, als dass wir uns darauf ohne „wenn“ und „aber“ einlassen könnten. Das muss man lernen oder so aufgewachsen sein. Dazu gehört, sich mit seinem Schicksal anzufreunden und nicht nur das, sondern es auch lieben zu lernen. Und dann, und das ist das Allerwichtigste, nicht weiter nach dem „Besseren“ suchen. Das ist der Trick. „Das Bessere ist der Feind des Guten“, hat schon Voltaire gewusst.
Was ist aber, wenn wir das alleinige und überwältigende Glück an das Beste knüpfen? Wenn wir der Überzeugung erlegen sind, uns kann nur der vermeintlich „Richtige“ wirklich glücklich machen? Dann werden wir mit dem Guten an unserer Seite doch ewig suchend bleiben.
Übertragen auf eine Kompromiss-Beziehung heißt das: Sobald sich etwas Besseres findet, bin ich weg. Dabei muss es gar keinen konkret Besseren (Kollegen, alten Schwarm oder erwähnten Idris Elba) geben, es kann einfach die Vorstellung sein, dass es etwas gibt, was richtiger ist als das, was man aktuell hat.
Es gibt noch einen Haken. Nicht nur, dass man geht, wenn der oder das vermeintlich Bessere vor der Tür steht, sondern, und das ist noch viel schlimmer, man ist auch nie richtig da. Weil man ständig auf etwas anderes wartet oder sogar danach sucht. Bewusst oder unbewusst.
Das ist die eigentliche grausame Lüge gegenüber Ihrem Partner. Es gibt wohl kaum etwas Schrecklicheres, als nach Jahren eines guten gemeinsamen Lebens festzustellen, dass man nur die zweite Wahl war, dass der Partner nie so fühlte wie man selbst und eigentlich etwas ganz anderes wollte. Das kann selbst die schönsten gemeinsamen Erinnerungen und Erfahrungen in Frage stellen.
Umgekehrt macht man nicht nur dem liebenden Partner etwas vor, sondern auch sich selbst. Wie kann ich etwas von ganzem Herzen und mit Leidenschaft leben, was ich nur zur Hälfte will oder nur nehme, weil die Alternativen fehlen oder besetzt sind?
Ganz ehrlich: Das ist Murks, unfair und feige. Und es ist für alle belastend.
Anders ist die Situation, wenn beide quasi „eingeweiht“ sind, wenn mit offenen Karten gespielt wird. Man verbringt eine nette Zeit zusammen und hat keine großen Erwartungen. Das kann gut gehen, ist aber meistens nicht von Dauer. Und gerät spätestens dann aus dem Gleichgewicht, wenn einer der Partner größere Gefühle entwickelt und bemerkt, dass für ihn das „schauen wir mal, was da kommt“ gar nicht mehr gilt.
Ein aufrichtiges „Ja“ zum Partner
Letztlich geht es darum, in der gelebten Beziehung wirklich sein zu wollen. Es geht darum, aufrichtig „ja“ zum Partner zu sagen und nicht „ja, aber nur solange der Richtige nicht vorbeikommt“. Es geht darum, nicht ständig an Alternativen zu denken oder auf sie zu warten. Es geht darum, Kompromisse in der Beziehung einzugehen (weil man den Partner liebt und möchte, dass er seine Wünsche erfüllen kann) und nicht die Beziehung als Kompromiss zu sehen.
Und nun nochmal zu Ihnen: Wenn Sie keine Gedanken an jemand anderen haben, nicht immer wieder denken, „Ach, wie schön wäre es!“, dann vergessen Sie´s. Sie haben eine wunderbare Beziehung. Sie haben sich entschieden. Sie wollen diese eine Partnerschaft mit diesem Mann (oder der Frau). Machen Sie einfach weiter so.
P.S.: Was übrigens nicht heißt, dass Sie beim Sex nicht mal an jemand anderen (namenlosen) denken dürfen. Solange es nicht immer und immer wieder der schnuckelige Nachbar ist, ist alles gut.