Seine zweite Göttin: Lässt sich eine Ehe zu dritt führen?

Ehe zu dritt: Wird Liebe wirklich mehr, wenn man sie teilt? beziehungsweise-Autorin Birgit Ehrenberg hat den Versuch einer polyamoren Beziehung aufgezeichnet

Julia gehört zu dem wählerischen Typ Frau, der viele Männer geküsst hat, bis endlich ein Prinz dabei war: Michael. Und Michael ist ein Mann, der für viele Frauen als ein Prinz gilt, weil er ihnen das inspirierende Gefühl vermittelt, begehrenswert zu sein. Zehn Jahre lang war dies keine Konstellation, die Anlass zu Dramen gab, denn: Michael spielt gern, doch er ist treu. Er vergöttert seine Julia. Sie ist nicht übertrieben eifersüchtig: Michael darf gern flirten. Das ist allerdings auch das Ende der Fahnenstange, denn sexuelle Treue ist für Julia das A und O. Einen untreuen Mann würde sie sofort aus dem Haus jagen.

Julias Kompromisslosigkeit kommt an eine Grenze, als Michael sozusagen eine zweite Göttin kennenlernt, Rebekka, sich ernsthaft in sie verliebt und Julia anfleht: „Bitte verlass mich nicht, ich liebe dich wie eh und je. Ich kann mich trotzdem nicht von Rebekka trennen. Lass es uns zu dritt versuchen.“ Julia liebt Michael so sehr, dass sie eine Beziehung zu dritt in Erwägung zieht. Rebekka möchte Michael nicht verlieren, sie ist bereit für das Experiment einer polyamoren Beziehung.

Was ist Liebe eigentlich: Besitz?

„Ich weiß, was ich Julia mit meinem Wunsch zumute“, sagt Michael. „Sie ist eigentlich die letzte Frau auf der Welt, die einen Mann mit einer anderen Frau teilen würde. „Einen Mann teilen“, das hört sich an, als sei das ein Fremder, um den es geht. Dabei bin ich dieser Mann, ich spreche von mir, ich bin Julias Mann. Ich möchte, dass sie mich mit einer anderen Frau teilt. Es klingt vielleicht wahnsinnig machomäßig, wenn ich von Julia erhoffe, dass sie einer Beziehung zu dritt eine Chance gibt. Ich bin aber kein Macho, ich bin es nie gewesen. Ich bin einfach nur total verzweifelt. Ich bilde mir nichts darauf ein, dass mich zwei wunderbare Frauen lieben, das ist ein Geschenk, das ist zugleich ein Fluch. Denn ich liebe beide gleichermaßen, ich werde schier wahnsinnig bei dem Gedanken, mich entscheiden zu müssen.


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