Liegend sind wir friedlich, hilflos und auf das Wohlwollen des anderen angewiesen. Schlafend vergessen wir die Dinge, die uns entzweien und wachen eng umschlungen miteinander auf. Während der Geist durch Träume und Gedanken driftet, finden sich zwei Körper unter einer Decke und verbinden sich zu dem, was sich vorher vielleicht im Unverständnis voneinander getrennt hat. Nicht ohne Grund teilen sich Menschen auch mit geliebten Tieren ihr Bett und ihre Kissen. Etwas lebt und etwas atmet neben mir, ist warm und lebendig und mir zugewandt.
In der griechischen Mythologie ist Hypnos der Gott des Schlafes, der auch als ‚Kleiner Tod‘ bezeichnet wird. In diesem Sinne ist jeder Morgen, an dem wir erwachen, auch eine kleine Auferstehung. Und wie wundervoll ist es, wenn man an der Seite seines geliebten Gegenübers auferstehen kann? Wenn man morgens die Augen öffnet und das erste, verschlafene Blinzeln das Bild desjenigen zeichnet, den man liebt und mit dem man sich auch heute wieder den Aufgaben des Lebens widmen möchte?
Vielleicht relativieren sich diese Gedanken und Wünsche mit der Länge der Zeit, die man schon miteinander verbracht hat. Vielleicht nehmen wir die Angelegenheit des Schlafens nach langen Jahren des Zusammenliebens und -lebens wieder persönlicher. Vielleicht wird das gemeinsame Einschlafen und Aufwachen auch überschätzt.
Aber für mein Heute und mein Morgen und die vielen Tage, die darauf folgen, wünsche ich mir doch nur eines: mit dem, den ich liebe, einzuschlafen, durch die Nacht zu segeln und wieder aufzuwachen. Oder aufzuerstehen. Oder einfach nur aufzustehen.