Reha für die angeknackste Beziehung: So heilen neue und alte Beziehungswunden

Ursprüngliche Verletzungen finden

Zum Verständnis der eigenen Persönlichkeit gehört auch, die ursprünglichen Verletzungen zu finden. Denn in Beziehungen treten viele alte Muster aus der Kindheit zutage. Wir alle haben unsere wunden Punkte, weil wir als Kinder (und auch später) enttäuscht, gekränkt, verletzt oder beschämt wurden. All die ungeheilten Verletzungen aus der Vergangenheit entwickeln ein Eigenleben, um endlich erkannt und gefühlt zu werden. Dazu erzeugen sie immer neue Verletzungen. Oft verletzt uns nicht der Partner, sondern er triggert nur Verletzungen, die schon vorher da waren. Es ist unser verletztes, inneres Kind, das sich mit dem Partner streitet und schlecht fühlt. Bis wir diese Dynamik durchschauen. Um die aktuellen Beziehungswunden zu heilen, müssen wir zur Ursache des Schmerzes zurückkehren. Dabei helfen Fragestellungen wie: „Wie fühle ich mich während oder nach einem Streit mit dem Partner?“, und: „Woher kenne ich diese Gefühle bereits?“

Sich dem Schmerz stellen

Ist die ursprüngliche Verletzung gefunden, kann sie aber nicht einfach „entsorgt“ werden. Wir müssen uns dem alten Schmerz und den damit einhergehenden „unschönen“ Gefühlen stellen. Sie zulassen und ihnen Raum geben. All die Gefühle aus der Vergangenheit fühlen, die wir bis heute nicht fühlen wollten. Denn Gefühle wollen gefühlt werden. Werden sie es nicht, vereinnahmen sie uns. Wenn wir ihnen aber erlauben, dass sie da sein dürfen, nehmen wir sie an. Angst, Wut, Enttäuschung oder Trauer möchten gesehen und angenommen werden. Erst dadurch lösen sich diese Gefühle, und mit ihnen der Schmerz, auf.

Allen vergeben

Die „Schuld“ für die ursprünglichen Verletzungen nun auf andere Menschen abzuwälzen, ist kontraproduktiv und auch gar nicht nötig. Denn es geht nicht um Schuld oder Schuldzuweisungen, sondern vielmehr um Vergebung. Vergebung für die Menschen, die diese Verletzungen verursacht haben. Sie konnten es nicht besser, weil sie selber Opfer ihrer eigenen Ängste, Scham- oder Schuldgefühle waren. Auch unserem Partner sollten wir wenn möglich vergeben, der uns mit seiner Existenz und seinem Verhalten erst Anlass für unseren Selbstheilungsprozess gegeben hat. Eine Beziehung ist die beste Therapie überhaupt – durch sie treten die unbewussten Themen und Muster zutage, die uns an unserer Entfaltung hindern. Und ganz wichtig ist, dass wir uns selbst vergeben. Dafür, dass wir es nicht früher bemerkt haben. Dafür, dass wir durch unseren Schmerz vielleicht andere Menschen verletzt haben. Aber wenn wir unsere Wunden heilen, dann heilt auch unsere Beziehung.


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