Rituale verbinden uns miteinander, zeichnen unsere Beziehung aus und grenzen sie von anderen ab.
Bei uns zuhause ist es so: Mir ist es unglaublich wichtig, dass man, selbst wenn es mal kracht, nie ohne Abschiedskuss aus dem Haus geht – und mein Liebster versucht, mir den Gefallen zu tun, auch wenn wir uns vorher in der Wolle hatten. Er wiederum freut sich wie Bolle über kleine Liebesbotschaften per Messenger oder WhatsApp – und ich versuche, möglichst oft daran zu denken. Morgens haben wir eine feste Routine entwickelt: Er steht zuerst auf, meditiert, weckt mich dann mit Kaffee und Kuss, und während er duscht, mache ich ein paar Minuten Yoga. Bevor einer von uns Beiden das Haus Richtung Büro verlässt, nehmen wir uns noch einmal fest in den Arm. Auch feste Dates erleichtern uns den Beziehungsalltag: Wir versuchen, uns einmal pro Woche einen Abend nur für uns beide zu gönnen. Außerdem besprechen wir monatlich zusammen die Finanzen und haben ein Vision Board angelegt, auf dem jeder Zukunftsideen und Inspirationen für das gemeinsame Leben sammelt.
Doch man kann ruhig noch einen Schritt weitergehen: Regeln (ja, genau diese vermeintlich spießigen Verbindlichkeiten sind gemeint) sind mindestens genauso wichtig! Bei meinem Mann und mir zählt dazu zum Beispiel, sich der Treue des anderen sicher sein zu können. Das ist eine Regel, die wir aufgestellt haben, und an der keiner rüttelt. Nicht falsch verstehen, von mir aus kann das jeder so halten, wie er möchte mit der Treue. Aber ich wünsche mir jemanden an der Seite, bei dem ich mir sicher sein kann, dass er dieselben Spielregeln befolgt wie ich. Eine weitere Übereinkunft ist bei uns beispielsweise, dass wir immer ehrlich zueinander sind. Es wird nicht geflunkert und nicht gelogen. Regeln sind also deutlich “strikter” und zeitloser als Rituale, welche sich im Lauf der Zeit verändern können. Denn sie sind auch Abbild des eigenen Wertesystems.
Spätestens, wenn sich Nachwuchs ankündigt, werden feste Rituale und Regeln Bestandteil Ihres Lebens werden, denn besonders Kleinkinder brauchen Halt. Das kann das morgendliche Kuscheln sein oder das abendliche Plantschen in der Wanne, bevor es mit einem lieb gewonnenen Gute Nacht-Buch und einer Spieluhr (selbst wenn Sie als Mutter oder Vater Ersteres nicht mehr sehen und Letzteres nicht mehr hören können) ins Bettchen geht. Aber neben den Ritualen gehören auch Regeln dazu: Man sollte konsequent sein und mit sich und seinem Partner ausdiskutieren, in welchen Situationen wie erzogen wird. Ein klares „Nein“ zum Herumwerfen von Spielzeug oder Essen statt es an einem Tag zuzulassen und am nächsten Tag wütend darauf zu reagieren, gibt Kindern einen Rahmen und damit Geborgenheit.
So wird das Zuhause zwar kein kunterbunter Spielplatz, aber etwas viel Wichtigeres: eine Oase der Ruhe und der Verlässlichkeit. Wo nicht alles erlaubt ist, aber der Rahmen feststeht und sicher ist. Gar nicht mal so spießig, sondern wunderschön, oder?