Update: Nach 45 Folgen wurde der Podcast in der Zwischenzeit beendet. Die Themen aus den Gesprächen haben die beiden aber nun in ihrem Buch Paardiologie: Das Beziehungs-Buch* geordnet und neu aufbereitet. Die Paartherapeutin »Dr. Amalfi« gibt weitergehende Informationen.
Der Podcast ist exklusiv auf Spotify zu finden und ist irgendwo zwischen Selbsttherapie und Reality-Show angesiedelt. Charlotte Roche (ehemals VIVA-Moderatorin, erfolgreiche und provokante Autorin – u.a. Feuchtgebiete* und Mädchen für alles* – sowie Feministin und BILD-Gegnerin) zieht mit ihrem Mann Martin Keß blank: Das Paar nimmt kein Blatt vor den Mund. Mit dabei ist daher auch die regelmäßige Rubrik „Was mich absolut an dir nervt ist … “.
Wir sind neugierig – und haben deshalb ein Interview mit Charlotte Roche geführt:
beziehungsweise: Liebe Charlotte, wie hast du deinen Mann dazu gekriegt,
dass er mit dir zusammen vorm Mikro, in einem Podcast, über eure Beziehung spricht? Hatte er von Anfang an Bock auf „PAARDIOLOGIE“, war Feuer und Flamme – oder eher zurückhaltend und du musstest Überzeugungsarbeit leisten?
Charlotte Roche: Ich habe mit einem Freund am Telefon überlegt, mit wem ich einen Podcast machen könnte, da ich Bock hatte einen zu machen. Nachdem dieser Freund ein paar tolle Feministinnen vorgeschlagen hatte, die aber irgendwie keinen richtigen Gegenpol darstellten, habe ich aus Spaß gesagt, dass der einzige Mensch mit dem ich mir vorstellen könnte, über lange Zeit einen Podcast zu machen, mein Mann ist. Wir beide haben gelacht und aufgelegt. Danach habe ich gedacht, dass das eine richtig gute Idee ist – einen Podcast mit meinem Ehemann zu machen. Ich war mir sicher, dass Martin nicht zusagt und hab ihm diese Idee trotzdem erzählt. Und er fand sie sofort super. Bis auf den Punkt, dass er ja mein Ehemann ist … Er findet, „Charlotte Roche und Ehemann“ ist eine der besten Ideen meines Lebens, aber dass er dann auch tatsächlich der Ehemann ist, findet er nicht so gut! Denn deshalb muss er es ja machen.
beziehungsweise: Es gibt keine Garantie, sagst du ganz richtig. Eure Paartherapeutin meinte, es sei jeden Morgen aufs Neue die Entscheidung, „Ja, ich will“ zueinander zu sagen. Aber wie kriegt man das hin, wenn man sich gerade wegen eines Beziehungskonflikts total in der Wolle hat?
Charlotte Roche: Nach mehreren Jahren Beziehung und dem Lernprozess, während der Paartherapie richtig zu streiten, sind nicht mehr alle Streitigkeiten so vernichtend. Ich kann jetzt auch nach schweren emotionalen Auseinandersetzungen spüren, dass es Liebe gibt und den Willen entwickeln, es wieder hinzukriegen.
beziehungsweise: Ihr führt keine klassische monogame Beziehung. Hat sich die Erlaubnis zum Fremdgehen im Lauf der Zeit ergeben oder war das von Anfang an so?
Charlotte Roche: Ich weiß nicht woher diese Info kommt, dass es eine Erlaubnis zum Fremdgehen gibt. Leider gibt es diese nicht. Das wird im Podcast verhandelt und ist eines meiner Goals, diese Erlaubnis mit ihm auszumachen.
beziehungsweise: Was verbindet euch beide ganz besonders, in welchen Situationen seid ihr euch sehr nah?
Charlotte Roche: Wenn wir gemeinsam Spaghetti essen, wenn wir gemeinsam Standard tanzen, zusammen Sport machen und die wenigen Minuten nach dem Sex.
beziehungsweise: 15 Jahre Beziehung, das ist eine lange Zeit. Was habt ihr voneinander gelernt?
Charlotte Roche: Diese Frage kann ich nur für mich selber beantworten. Das Wichtigste und Größte ist Vertrauen, Spaß am Leben und Selbstliebe. Wenn man euch beiden zuhört, kann man die Nähe und den Insider-Humor richtig spüren.
beziehungsweise: Sind das eure beiden Hauptzutaten fürs Liebesglück?
Charlotte Roche: Ich würde Nähe nicht als Überlebenstrick oder Grund nennen, weswegen wir noch zusammen sind. Gerade bei langen Beziehungen sind die räumlichen und zeitlichen Trennungen wichtig. Wenn ich arbeitsbedingt unterwegs bin oder wenn wir Wochenenden getrennt voneinander mit Freunden verbringen und uns dann wieder sehen, haben wir uns etwas zu erzählen, da wir unabhängig voneinander als selbstständige, starke Individuen Neues erlebt haben. Insider-Humor spielt bei uns weniger eine Rolle, allerdings ist Humor sehr wichtig, sowohl beim Kennenlernen beim ersten Date oder wenn es ums Zusammenbleiben geht. Humor ist mit Abstand das Wichtigste, vor körperlichen Dingen und Sternzeichenscheiße.
beziehungsweise: In jeder Podcast-Folge veröffentlicht ihr auch eine WhatsApp-Sprachnachricht, die ihr dem anderen einmal geschickt habt. Hat sich eure Ehe mit der Technik gewandelt, also z.B. von gekritzelten Briefchen früher zu WhatsApp-Messages heute?
Charlotte Roche: Als wir zusammengekommen sind, gab es kein WhatsApp oder Social Media, glaube ich zumindest. Es wurden ganz klassisch SMS und E-Mails geschrieben oder telefoniert. Wir haben auch kein einziges Foto verschickt, da wir Nokia Handys hatten, mit denen man maximal Snake spielen konnte. Ein Dick Pic hätte demnach 4 Pixel gehabt – wie Snake. Wir hatten große Angst, die Anfänge unser Beziehung zu verlieren und deshalb haben wir in einem romantischen Anfall alle SMS aufgeschrieben und dokumentiert. Die Nachrichten wurden in Word-Dokumente übertragen, auf mehreren Computer gespeichert und auf Papier ausgedruckt, damit diese Phase unserer Beziehung dokumentiert ist. Es ist ja wohl klar, dass die Dinge, die man sich jetzt schreibt, unglaublich anders sind als früher.
beziehungsweise: Und zum Schluss: Was dürfen eure Podcast-Hörer von „PAARDIOLOGIE“ erwarten?
Charlotte Roche: Absolute Ehrlichkeit, viel Romanze, viele Insights der Paartherapie, Streit, Verzweiflung und Gags. Schonungslose Ehrlichkeit.
Doch jetzt: Ohren auf!
Jede „PAARDIOLOGIE“-Folge dauert rund 60 Minuten. Insgesamt sind 3 Staffeln mit insgesamt 45 Episoden erschienen. Hier geht’s zur Paardiologie.