Eigentlich haben wir es immer schon gewusst, nun belegt es eine neue Studie: On-Off-Beziehungen machen uns psychisch krank. Warum also lassen wir uns dennoch immer wieder auf eine solche Hängepartie ein?
US-amerikanische Forscher haben nun mit einer Studie nachweisen können, wie sehr uns „Wir lieben uns – wir lieben uns nicht“-Beziehungen schaden. Wenn die Sicherheit einer gemeinsamen Zukunft wiederholt in Frage gestellt wird, fehlt irgendwann der Optimismus, der glückliche Paare zusammenhält. Menschen macht ein solches Hin und Her depressiv oder führt zu Angstzuständen. Die Ergebnisse decken sich mit meiner Erfahrung aus der Paartherapie und Beratung. Fast alle Partner leiden sehr unter einer so genannten On-Off-Beziehung.
Dabei muss man aber auch berücksichtigen, dass viele (nicht alle!), die sich immer wieder auf eine solche On-Off-Beziehung einlassen, bereits über Anlagen zu psychischen Krankheiten verfügen oder sich gerade in einer sehr instabilen Phase in ihrem Leben befinden. Denn die meisten Menschen, die sich ihrer selbst und ihres Wertes sicher sind, lassen sich vielleicht auf ein Liebes-Comeback ein, aber ganz sicher nicht auf mehrere Hängepartien.
In der häufigen Wiederholung liegt auch das Problem, das uns krank macht. Jede Trennung verletzt den Selbstwert. Und der Selbstwert ist der Dreh- und Angelpunkt unseres Bindungssystems, das unseren Wunsch nach Nähe und Distanz steuert. Wird der Selbstwert immer wieder verletzt, entwickeln Menschen Schutzstrategien, um diese Verletzungen in Zukunft zu vermeiden. Eine Strategie kann sein zu sagen: „Ich kann nie wieder vertrauen.“ Eine andere: „Ich mache alles für dich, damit du mich nie wieder verlässt.“ Solche Schutzstrategien sind jedoch in letzter Konsequenz fast immer schädlich und führen mittel- und langfristig zu einem dysfunktionalen Bindungsverhalten. Das bedeutet, man kann dann aufgrund von starker Bindungsangst oder Verlustangst keine Beziehung mehr eingehen. Aber ohne Bindung werden Menschen krank.
Warum können Partner einander manchmal nicht loslassen und probieren es immer wieder?
Bei einer Trennung ist der Wunsch nach einem Neuanfang mit dem Ex eine ganz normale Phase. Doch auf diese sollte irgendwann die Erkenntnis folgen, dass ein Liebes-Comeback nur dazu führen wird, dass die alten Trennungsgründen auch die neuen sein werden, und dass es gut ist, dass die unglückliche Beziehung vorbei ist, denn nur dadurch wurde der Weg frei gemacht für eine neue, glückliche Beziehung – mit einem anderen Partner. Paare, die sich dauerhaft in einer On-Off-Beziehung quälen, schaffen es nicht über die „Ex zurück“-Phase hinaus, sie hängen in einer schmerzhaften Schleife aus Hoffnung und Enttäuschung fest.
Zugegeben: Sex mit dem Ex ist natürlich verlockend, denn wer sich lange kennt, weiß, was zu tun ist, um befriedigende Intimität zu erleben. Allerdings ist jede Trennung auch ein Entzug. Das meine ich im Wortsinn, denn auf biochemischer Ebene ist bei einer Trennung der Verlust von Bindungshormonen wie Oxytocin und Vasopressin ein Entzug von körpereigenen Drogen. Daher auch die körperlichen und psychischen Entzugserscheinungen. Sex mit dem Ex bedeutet einen Rückfall. Empfehlenswert ist er deshalb nicht. Niemand würde einen Alkoholiker zum Entzug in einen Weinkeller setzen.