Nachoberg und Netflix – warum faule Sonntage zu zweit wichtig sind

Nein. Heute gönne ich meinem durchgeplanten Leben eine Pause. Es geht ja nicht nur um mich selbst, sondern auch um meine Beziehung. Es ist einfach wunderschön, gemeinsam mit meinem Partner auf der Couch zu chillen, Arm in Arm, sich über das viele Essen beschwerend, während man sich in Sachen Popkultur auf den neuesten Stand bringt.

Da ist er wieder, der Mehrwert. Aber es stimmt schon: So ein Sonntag zu zweit bildet ja auch ein Stück weit. Vielleicht ist es nicht Kant oder der Wirtschaftsteil der Zeitung, aber definitiv Stoff für interessante Gespräche mit unseren Freunden und neue Denkanstöße zur Erweiterung des Horizonts.

Den Schweinehund zu Wort kommen lassen

Gemeinsam am Sonntag auszuschlafen und dann noch kuschelnd liegen bleiben ist übrigens eines der Urbilder moderner Romantik. Warum machen wir es also so selten? Eine anstrengende Woche liegt hinter uns, haben wir uns die Ruhepause nicht redlich verdient? Wir gaukeln uns vor, bei Sport und sozialen Betätigungen nachhaltiger und aktiver entspannen zu können als daheim mit dem/der Liebsten im Bett.

Doch tief in uns drin hockt er, der Schweinehund, den wir erfolgreich in ein verängstigtes Häufchen Elend verwandelt haben, das manchmal zaghaft fiept: Lass doch mal locker! Daheim ist es auch schön! Wir sollten auf ihn hören, denn er hat Recht. Am besten, wir schalten sogar unsere Smartphones aus und konzentrieren uns auf nur einen Bildschirm. Ganz wie in alten Zeiten.

War da nicht noch was?

Sorgen machen müssten wir uns wahrscheinlich erst, würden wir das ganze Wochenende so verbringen. Solche Paare kennt man ja auch, vor allem, wenn sie sich gerade erst kennen gelernt haben. Da kann der beste Freund auf einmal komplett in der Versenkung verschwinden, das ehemalige Partytier auf einmal ein behäbiger Hauskater.

Das liegt natürlich auch daran, dass faule Sonntage zu zweit auch Raum für andere Aktivitäten als Fernsehen bieten. Bei frisch verliebten Paaren ist Sex sowieso eine Top-Priorität – und auch bereits etablierte Beziehungen könnten davon im Strom der Alltagshektik etwas mehr vertragen. Man ist zwar in Jogginghose und Nachthemd vielleicht nicht der attraktivste Mensch des Planeten, aber wenn man schon mal da liegt …

Abends, nach stundenlangem Chillen, Glotzen und Nichtstun reicht es uns dann meistens auch wieder. Die neue Woche kann kommen, mit all ihren Verpflichtungen und Herausforderungen. Ich fühle mich nach einem unproduktiven Tag wie diesem neu aufgeladen. Mein Unterbewusstsein hatte Zeit, die vergangenen Tage zu verarbeiten. Wenn ich Sonntag Abend die Augen schließe, dann mit dem Gefühl, das Wochenende so richtig gut genutzt zu haben. Und dazu noch zusammen mit meinem Lieblingsmenschen.


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