Der Liebste schnarcht. Die Liebste klaut die Bettdecke. Zusammen schlafen ist nicht nur Freude und vor allem nicht nur Erholung. Warum sie dennoch nicht darauf verzichten möchte, schreibt beziehungsweise-Autorin Christiane Spooren
Müde wanke ich ins Bad. Aus dem Spiegel blinzelt mir ein fahles Phantom entgegen mit Augenringen und halb geschlossenen Lidern. Ich schütte mir eine Ladung kaltes Wasser ins Gesicht. Und noch eine zweite und manchmal sogar eine dritte. Du kommst genauso schlaftrunken ins Bad gestolpert. „Na, gut geschlafen?“ – „Geht so.“ Und wieder frage ich mich: Warum tun wir uns das eigentlich an?
Als wir zusammengekommen waren, war ich mit meinem Schlafrhythmus im Reinen. Meistens acht Stunden satter Schlaf. Und mit „satt“ meine ich: fest, qualitativ hochwertig, ohne Unterbrechungen. Diesen satten Schlaf brauche ich! Andere schlafen fünf Stunden, springen aus dem Bett und sehen aus, wie das blühende Leben – ich gehöre nicht dazu. Ich MUSS schlafen, sonst bin ich ein herumlaufender Zombie. Und zwar im doppelten Sinne, denn mit Schlafmangel bin ich nicht nur unzurechnungsfähig, sondern auch ungenießbar.
Ich dachte, ich muss mich trennen
Dann kommst du in mein Leben. Und plötzlich war es vorbei mit sattem Schlaf. Nach unserer ersten Wir-schlafen-nur-zusammen-aber-nicht-miteinander-Nacht dachte ich, ich muss mich wieder von dir trennen, denn so geht das nicht. Die halbe Nacht wälzte ich mich, kämpfte um die Decke oder drückte mir ein Kissen auf den Kopf. Bis ich so wütend wurde, dass ich dich in regelmäßigen Abständen in die Seite boxte. Das hat dich zwar dazu gebracht, dich umzudrehen und meine Situation kurzzeitig verbessert – jedoch nicht lang genug, um wieder einzuschlafen. Nach viel Herumprobieren haben wir uns irgendwann darauf geeinigt, dass ich vor dir einschlafen und die Tiefschlafphase erreichen muss. Dann überschlafe ich deine animalischen Geräusche. Doch leider funktioniert das nicht immer wie bei einer Puppe mit Klappaugen – zack, hingelegt, Ruhe.
Ich bin nicht allein
Aber das mit dem Schlafen ist nicht nur für mich ein Kampf. Oft genug nennst du mich liebevoll „mein Bio-Ofen“.
Scheinbar strahle ich so viel Hitze aus, dass du schon mit dem Schwitzen anfängst, wenn du nur meine Decke anhebst. Und neulich hast du am nächsten Morgen auf der anderen Seite neben mir gelegen: In der Nacht bist du wohl einmal ums Bett herumgelaufen, weil ich zu weit auf deine Seite vorgestoßen war.