Frauen wollen Männer, die sich aktiv an Haushalt und Familie beteiligen. Männer suchen Frauen, die das zum Großteil übernehmen.
In diesen unterschiedlichen Wunschvorstellungen wird der Haken deutlich: Wie kommen Frauen und Männer auf einen gemeinsamen Nenner?
Eine Studie der Konrad-Adenauer-Stiftung zu den „Familienleitbildern in Deutschland“ und deren Wirkung auf die Familiengründung und -entwicklung beschreibt ziemlich eindrücklich ein Phänomen des „Mismatch auf dem Heiratsmarkt“: gebildete Frauen suchen Männer, die sich einerseits an der Familienarbeit beteiligen und ihre eigene Berufstätigkeit evtl. reduzieren, während Männer eher nach Frauen Ausschau halten, die in der Familienarbeit ihre Hauptzuständigkeit sehen. In der Praxis aber treffen sie auf Frauen, die diese Hauptzuständigkeit ablehnen.
Für die Partnersuche ergeben sich dadurch ganz besondere Schwierigkeiten und Herausforderungen. Diese Entwicklung kann ich aus der Erfahrung in der Single-/ Paarberatung absolut bestätigten. Die Betroffenen sind häufig ratlos und suchen die Gründe für das Scheitern ihrer bisherigen Beziehungen oft ausschließlich in der eigenen Person.
Egal ob Berufswahl, die Suche nach einem geeigneten Urlaubsort oder die Partnersuche – die von vielen wahrgenommene (vermeintliche) Multioptionalität als spezielles Phänomen unserer Zeit scheint uns das Leben nicht gerade einfacher zu machen.
Im Gespräch mit Menschen, die sich auf der Suche nach einem geeigneten Partner befinden, spürt man immer wieder den großen Druck, alles unter einen Hut bringen zu wollen: die Karriere darf nicht leiden, der Kinderwunsch soll unbedingt erfüllt werden und wirtschaftliche Einschränkungen sind tabu. Einen Menschen zu finden, mit dem dieses Modell zu leben ist und den ich ja auch noch lieben will, ist nahezu unmöglich – Frust ist vorprogrammiert.
Aus meiner Sicht kann sich die Situation nur entspannen, wenn beide Partner vor Familiengründung – möglichst frei von gesellschaftlichem Druck – jeweils ihre persönliche Definition von Lebensglück und Lebenszufriedenheit beschreiben. Ist es die berufliche Karriere und damit meist auch wirtschaftlicher Erfolg? Bedeuten mir gemeinsame Kinder so viel, dass ich dafür bereit bin, auf anderes zu verzichten? Kann es mir gelingen, mich in einem gewissen Maß von wahrgenommenem gesellschaftlichem Druck freizumachen?
Bei aller Wichtigkeit und Sinnhaftigkeit der Auflösung bestimmter Rollenmuster wäre manches einfacher, wenn bestimmte Lebensbereiche/-aufgaben klarer strukturiert und verteilt wären – ohne von vornherein festgelegte geschlechtsspezifische Zuordnung.
Ich glaube, nur so kann es uns gelingen, mit ganzer Kraft und allen Sinnen bei einer Sache zu sein und nicht das auf Dauer zermürbende Gefühl haben zu müssen, alles ein bisschen gemacht zu haben. Befriedigend wird es für alle Beteiligten nicht sein, nach (so gut wie möglich) getaner Arbeit abends um 20 Uhr den Kleinen von der Tagesmutter abzuholen. Die gemeinsame Festlegung von Prioritäten zur Erreichung von größtmöglichem Lebensglück und eine klarere Zuordnung und Strukturierung der entsprechenden Aufgaben ist dafür meines Erachtens unumgänglich.