Miesepeter? So gehen Sie mit einem pessimistischen Partner um

Wo fängt Pessimismus an und wann wird es destruktiv für die Beziehung?

Ist der ewige Nörgler ein Pessimist oder ist seine schlechte Laune und Gereiztheit womöglich ein Indiz für etwas anderes, beispielsweise eine Depression? Das sollte im Einzelfall überprüft werden. Statistisch überschätzen Männer ihren Gesundheitszustand häufiger als Frauen. Deshalb achten seit einigen Jahren Hausärzte auch genauer auf Symptome wie Kopfschmerzen, Rückenproblemen, Verspannungen, Magenbeschwerden oder Schlafstörungen und mangelnde Konzentration. Das alles können Warnsignale für eine Depression oder einen Burnout sein.

Häufige Begleiterscheinung einer Depression ist eine Überkompensation durch Arbeit oder auch Sport. Menschen, die unter Depressionen leiden, erleben Hochgefühle seltener oder gar nicht mehr; sie suchen sich dieses Erlebnis dann beispielsweise in Erfolgen im Büro. Das geht auf Dauer aber an die Substanz. Gerade bei Männern lassen sich deshalb andauernde Gereiztheit, eine höhere Risikobereitschaft und ein gesteigertes Aggressionspotenzial beobachten. Hier hilft der Gang zum Arzt oder Therapeuten.

Wie lässt es sich mit einem Pessimisten in der Beziehung aushalten?

Ansprechen ist immer der erste Schritt: „Ich habe den Eindruck, dass du zunehmend immer weniger Freude empfindest. Kann ich Dich irgendwie unterstützen? Bedrückt dich etwas?“ kann ein Einstieg sein. Was viel Energie kostet, aber große Wirkung haben kann: Noch mehr in Lob und Anerkennung, liebevolle Geschenke und überraschende Impulse zu investieren. Manche pessimistischen Menschen benötigen Zuspruch und Fürsorge sozusagen als Gegengewicht zu ihrer Weltsicht, dass alles nur schlecht ist und sich niemand um andere kümmert. Aber da sie selbst oft gerade das ja nicht tun, muss der Partner schon zum eigenen Schutz Grenzen festlegen. Das kann bedeuten zu sagen: „Erzähle mir doch bitte mal etwas, das Dir heute gut getan hat und nicht nur, worüber du dich geärgert hast.“

Wichtig ist, nicht die eigene Lebensfreude zu verlieren und sich im eigenen Umfeld positive Impulse zu suchen, die der Partner nicht geben kann, also ins Theater gehen, Konzerte besuchen und ausführlich über diese positiven Erfahrungen und Gefühle zuhause erzählen. Viele Pessimisten lassen sich durchaus von guter Laune anstecken und hoffen insgeheim vielleicht sogar, mit Ihnen neue Erfahrungen zu machen, die sie für sich selbst ablehnen. Betonen Sie danach nicht, dass Sie im Recht waren, sondern loben Sie Ihren Partner, dass er sich von Ihnen hat mitziehen lassen. Probieren Sie verschiedene Strategien, Ihren pessimistischen Partner wieder ins Leben zurückzuführen.

Aus einem Pessimisten wird selten ein euphorischer Optimist werden, doch das kann nur im Einzelfall entschieden werden. Fraglos ist Selbstschutz wichtig, doch zuerst würde ich einen Versuch starten, die Situation zu verbessern, beispielsweise mit externer Hilfe.


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