Schwaches Selbstwertgefühl
Bei übermäßiger oder grundloser Eifersucht dagegen ist es am misstrauischen Partner, sich mit seinen Ängsten und Bedürfnissen auseinander zu setzen. Dieser sollte hinterfragen, woher die Eifersucht kommt und ob sie tatsächlich etwas mit dem Partner oder mit eigenen, negativen Erfahrungen zu tun hat. Um dann idealerweise an seinem Selbstwert zu arbeiten. Wer ein starkes Selbstwertgefühl besitzt, muss seinen Wert nicht über die Liebe des Partners definieren. Seine persönlichen Verlustängste oder gar seinen Kontrollwahn auf Kosten des Partners auszuleben ist auf jeden Fall unfair. Und darüber hinaus ein zweischneidiges Schwert.
Der Anfang vom Ende?
Denn wer heimlich im Handy des Partners schnüffelt, setzt damit seine Beziehung aufs Spiel. Zu diesem Schluss kommt auch eine aktuelle Gemeinschaftsstudie von Wissenschaftlern der Columbia Universität in New York und der Uni von Lissabon. So gaben 21 Prozent der Befragten an, dass ihre Beziehung wegen heimlicher Handyspionage in die Brüche gegangen ist. Und zwar aufgrund des durch die Schnüffelei entstandenen Vertrauensverlustes. „Ich habe in der Beratung häufiger erlebt, dass Beziehungen durch Misstrauen zerstört worden als durch Seitensprünge. Einfach weil sich viele Verdachtsmomente nicht bestätigen lassen und das Vertrauen dennoch nicht wiederhergestellt werden konnte“, betont dann auch Hegmann. Selbst wenn sich der Verdacht bestätigen würde, ist das Ergebnis nicht weniger fatal, wie der Paarberater zu berichten weiß: „In meiner Paartherapie erlebe ich häufig, dass der Betrüger das Spionieren umgehend für sich nutzt und seinerseits den Vertrauensmissbrauch gegen seinen Betrug aufrechnet.“
Verzeihbare „Aussetzer“
Dennoch muss Handyspionage nicht unweigerlich das Ende der Beziehung einläuten. Paare gehen mit diesem Vertrauensbruch ganz unterschiedlich um. Es gibt kein Patentrezept. Wobei es einen Unterschied macht, ob es sich um einen einmaligen Reflex oder um vorsätzliche, vielleicht sogar wiederholte, Spionage handelt. Ist die Beziehung an sich stabil und auf einem soliden Fundament gebaut, lassen sich derartige Aussetzer besser verarbeiten und verzeihen. Das ergab auch die bereits erwähnte Studie. In manchen Fällen interpretierten die Ausspionierten die Tat ihres Partners sogar als Zeichen dafür, dass sie ihr Commitment ihm gegenüber stärker zum Ausdruck bringen sollten. Oder das Paar nimmt den Ausrutscher als Anlass, gemeinsam die Verlustängste des misstrauischen Partners anzugehen. Übrigens ist Smartphone-Sucht der zweithäufigste Grund für Beziehungszoff, wie die brandneue ElitePartner-Studie 2020 berichtet.
Freiwillige PIN-Hergabe?
Und wie soll man reagieren, wenn der Partner die PIN vom anderen verlangt? Macht man sich verdächtig, wenn man diese oder das entsperrte Handy nicht herausrückt? „Nein! Man sollte dem Wunsch auf keinen Fall nachkommen, vielleicht noch mit den Worten´Ich habe nichts zu verbergen`, warnt Hegmann und fügt hinzu: „Damit würde der Wunsch legitimiert und die Verlustangst des Partners nur gestärkt“. Zwar würden beide in dem Moment vielleicht eine Erleichterung verspüren, aber danach unweigerlich in eine Spirale des Vertrauensverlustes geraten. Und die Beziehung auf diese Weise mittel- oder langfristig aufs Spiel setzen. Und sollte der Smartphonebesitzer wirklich etwas zu verbergen haben, ist die Frage nach der PIN sowieso überflüssig. Dass ein tatsächlich untreuer Partner seinen Handyverlauf daraufhin so sauber wie die weiße Weste von Donald Trump halten wird, ist so sicher wie das Amen in der Kirche.
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