Tina und Robert haben sich immer sportlich gekleidet. Gute Sachen wie Hilfiger, Boss und Marco Polo. Edel aber schlicht, nichts pompöses. Hemd und Hose oder Bluse mit Hose, Tina ab und zu ein Rock und zu besonderen Anlässen ein elegantes Etuikleid. Dazu flache Pumps, auf keinen Fall High Heels.
Doch dann versucht Robert, Tina dazu zu bewegen, sich anders anzuziehen: weiblicher, erotischer. So nennt er das. Tina hingegen nennt es: billig. Neulich waren sie zum Beispiel Schuhe kaufen, und Robert bringt seiner Frau ein Paar rote Riemchensandalen mit 11 Zentimeter Absatz und sagt „Probier das doch einfach mal an, Schatz. Du hast die schönsten Beine der Welt. Du wirst atemberaubend damit aussehen.“ Tina hält das zunächst für einen Scherz. Robert bleibt hartnäckig. Nach der Pleite mit den hohen Schuhen hat er Tina ein paar Tage später Dessous aus schwarzer Spitze gekauft und diese feierlich überreicht. Überraschung! Mit im Paket: halterlose Strümpfe. “Die kannst Du beim Sex anbehalten”, meint Robert gut gelaunt. Tina merkt: Das ist kein Scherz. Sie wird sauer. “Tausch das sofort um”, fordert sie Robert auf. “Was ist denn los mit Dir? Reiche ich Dir nicht mehr, wie ich bin? Oder bist Du in eine Frau verliebt, die sich kleidet, wie Du es plötzlich von mir erwartest? Und wenn Du die andere schon nicht kriegen kann, soll ich mich wenigstens so stylen wie die Frau?” Robert erwidert: „Quatsch. Es ist viel simpler und vor allem unverdächtig. Es gibt keine andere Frau. Man verändert sich eben im Leben. Und so verändert sich auch der Geschmack. Ich habe zum Beispiel jetzt mit Mitte 40 deutlich mehr Bock auf Anzüge als früher. Warum soll man sich nicht allein oder gemeinsam neu erfinden in einer Partnerschaft? Es geht ja nicht darum, den Kern der Beziehung zu verändern, sondern nur um einen spielerischen Umgang mit Äußerlichkeiten.“ Tina hingegen findet, wenn ihr Mann sich nach 16 Jahren Ehe auf einmal wünscht, dass sie Strümpfe im Bett anbehält, dann greift dieser Wunsch den Kern der Beziehung an. Aber wie.