Mein Ex heiratet seine Ex

Ken unterließ es dann aber auch, sich mit ihr zu treffen. Ich konnte meinem Freund vertrauen, er erzählt mir auch ganz offen alles, z.B. wenn sie sich mal wieder meldete. Und ich wollte nicht übertrieben eifersüchtig wirken und ihm den Kontakt “verbieten”.

Ich habe seine Ex unterschätzt

Offen gesagt, sah ich Anna auch nicht wirklich als Konkurrenz an. Wenn ich jetzt zurückdenke, sehe ich, dass ich sie unterschätzt hatte. Damals war sie für mich äußerlich gesehen eher 08/15 und hatte wenig bis gar keine Ausstrahlung.  Der Großteil von Kens Freunden kam nicht besonders mit ihr aus. Sie war immer sehr einnehmend und integrierte sich nie in die Gruppe.

Wieder verging etwa ein Jahr und ich hatte Anna fast vergessen.  Bis Ken eines Tages wieder vor mir stand. Anna arbeite jetzt bei einem vornehmen australischen Mode-Kaufhaus. Dort gebe es Sonderangebote für Herrenanzüge und sie hätte ihm vorsorglich einfach mal ein paar der wirklich besten Anzüge in seiner Größe zurückgelegt. Er müsse aber heute noch vorbeikommen. “Ganz freundschaftlich” natürlich.

Sie kannte seine Anzuggröße?! Ich war stinksauer. Ken fand das Ganze nämlich überhaupt nicht unpassend und meinte, er bräuchte sowieso einen neuen Anzug und Anna wüsste das. Also beschloss ich, den Spieß umzudrehen. Anna war “überrascht” als sie sah, dass Ken nicht alleine kam. Ich sah ihr an, sie hatte Angst vor mir. Zu Recht!

Ich stellte die Rollen klar

Ich positionierte mich triumphierend vor der Umkleide und verwies Anna auf ihren Platz. Im Allgemeinen habe ich Respekt vor Angestellten im Kaufhaus, aber das hier war etwas anderes. Sobald sie sich der Kabine näherte, nahm ich ihr die Anzüge ab und verscheuchte sie mit einem abwertenden Winken und einem “Thank you. You can go now.” Als sie noch einmal kurz auftauchte, um sich zu versichern, das der Anzug auch gefiel, kommandierte ich sie regelrecht rum, passende Socken zur Krawatte zu besorgen. Tja, die Kundin ist Königin. Auch, wenn sich mit ihr nicht spaßen lässt.

Geduckt verschwand Anna. Auch aus unserem Leben. Diesmal hatte sie wohl wirklich eingesehen, dass sie keine Chance hatte. Ich erinnere mich mit tiefer Befriedigung und einem fetten Grinsen noch heute gern an diesen Moment. Diese Schlacht hatte ich gewonnen.

Es wäre jedoch gelogen, zu sagen, dass sonst alles perfekt zwischen uns lief. Wir waren inzwischen eher Freunde als ein Paar, ich fühlte mich nicht mehr zu ihm als Mann hingezogen und er war oft schnell von mir genervt. Nachdem wir über mehrere Monate versuchten, unsere Beziehung zu kitten, wurde uns klar, dass dies nicht nur eine Flaute war. Es war einfach vorbei. Es war nicht leicht, sich einzugestehen, dass wir eben nicht zusammengehörten. Und da ich für Ken mein Leben in Europa aufgegeben hatte, war das für uns beide kein leichter Schritt. Ein halbes Jahr später trennten wir uns aber endgültig. Einvernehmlich.