Im ersten Moment sah er mich nur verwirrt an, überlegte dann kurz und antwortete schließlich: „Weißt du, manche Momente darf man gar nicht festhalten wollen. Man muss sie nehmen, wie sie nun gerade kommen, darf sie genießen oder verfluchen, je nachdem, ob es gute oder schlechte Momente sind, und wenn der richtige Zeitpunkt gekommen ist, muss man sie gehen lassen.“
Ich finde, das ist so ein Satz, der auf so Vieles zutrifft, nicht nur auf Lückenbüßer und die Momente, die man mit ihnen teilt. Es ist nur unheimlich schwer, sich an ihn zu halten, gerade dann, wenn etwas sehr gut ist, also so gut, dass man es gerne für immer festhalten würde, einfach, weil es so verdammt perfekt ist, obwohl man genau weiß, dass es nur so perfekt ist, weil es nicht für immer hält.
Lückenbüßer, das sind die Personen, die das Loch zwischen zwei großen Beziehungen füllen und sich dessen auch gegenseitig klar sind, also klar darüber, dass sie zwar für den Moment perfekt sind, aber nie mehr sein werden, obwohl sie alles miteinander tun, was sie auch mit den Lieben des Lebens tun – bis auf das Verlieben eben. Es sind Menschen, die mehr als „einfach nur da“ sind, aber selbst wenn sie zu einem anderen Zeitpunkt in unsere Leben getreten wären, könnten sie nie mehr als das sein, was sie sind, und deshalb wird das Wort „Lückenbüßer“ wohl immer einen negativen Beiklang haben, obwohl es etwas ist, das eigentlich ziemlich gut ist.
Ich hab den großen Fehler gemacht, meinen Lückenbüßer trotzdem halten zu wollen. Weil die Wunden meiner letzten Beziehung längst noch nicht verheilt waren und ich nicht bereit dafür war, die letzten Lücken allein zu verschließen. Stattdessen habe ich ein paar neue Wunden hinzu gefügt, sowohl mir selbst, als auch ihm, weil ich den letzten alten Schmerz mit neuem töten wollte, obwohl ich weiß, dass das nicht funktioniert. Und er, er hat sich dem gestellt, hat meine Wunden als die eigenen angenommen, so lange, bis es nicht mehr ging, bis es nicht mehr auszuhalten war, weil sein Herz längst nicht mehr gebrochen war.