Oft werden sie belächelt als verhätschelter und vermenschlichter Kinderersatz. Dabei sind Vierbeiner (und andere Haustiere) viel mehr als das, behauptet beziehungsweise-Autorin Jule Blogt
Für ein anderes Wesen Verantwortung zu übernehmen, davor hatte ich Respekt. Eine kleine Handvoll Leben, die ohne mich so hilflos schien, die ohne meine Fürsorge nicht groß und stark werden würde. Nein, ich rede nicht von einem Menschenbaby, ich rede von Haustieren. In meinem Fall sind es zwei zuckersüße, knuddelige, Fellknäuel produzierende Katzentiere, die mich seit einigen Jahren begleiten. Obwohl ich schon immer ein großer Fan der flauschigen Schnurrhaarträger war, bewegte mich ein anderer Grund dazu, sie bei mir einziehen zu lassen. Meine erste kätzische Mitbewohnerin war der „Babytest“ für meine damalige Beziehung.
Mein Ex-Freund und ich waren bereits einige Jahre zusammen, als wir uns noch nicht ganz reif für ein eigenes Kind fühlten, das Gefühl einer eigenen kleinen Familie jedoch nicht missen wollten. Ich erinnere mich, als wäre es gestern gewesen, wie wir Katzenbaby Milka mit dem Auto in ihr neues zu Hause fuhren. So muss es sich anfühlen, wenn man sein Menschenkind das erste Mal Heim bringt, dachte ich. Voller Stolz schauten wir gemeinsam auf diese kleinen vier Tatzen, die noch etwas unbeholfen umhertapsten. Vom einen auf den anderen Moment hatten wir etwas, das uns zu einer Familie machte.
„Mama, ich habe Hunger!“
Betrachtet man die Aufzucht eines Tierbabys, gibt es auf den ersten Blick gar nicht so viele Unterschiede im Vergleich zu einem Menschenkind. Man putzt ihnen ständig hinterher, sie versuchen alles in den Mund zu nehmen, der Toilettengang sitzt noch nicht so ganz und man wird gerne mal mit etwas Kotze überrascht. Sogar der Schlafmangel, über den richtige Eltern zu Beginn klagen, ist mir nicht fremd. Meine Katzentiere wecken mich sogar heute, nach einigen Jahren des Zusammenlebens, noch in regelmäßigen Abständen.
„Mama, ich habe Hunger!“, „Mama, mir ist langweilig!“, „Mama, unter der Bettdecke ist eine Maus!“ Um nur einige Gründe für eine kurze Nacht anzuführen. „Mama“ verwende ich in diesem Kontext bewusst. Das, was ich für meine beiden Vierbeiner empfinde, ist tiefe Mutterliebe. Sind sie entspannt, nehme ich sie manchmal sogar auf den Arm, wiege sie hin und her und kann mein Glück kaum fassen, wenn ich in ihre kleinen süßen Äuglein sehe. Meine Katzen sind für mich wie eigene Kinder, wenn auch adoptiert. Ich sorge mich um sie und ich liebe sie, obwohl es nur Tiere sind.