Liebe fällt dorthin, wo sie möchte. Meist ganz ohne Vorwarnung, entgegen aller Vorstellungen. Auf einmal ist der ausgemalte Traummann gar nicht ein dunkelhaariger Sportbegeisterter, sondern ein bauchiger Blondschopf. Aber was, wenn man plötzlich jemanden liebt, der einer ganz anderen Kultur entstammt?
Ich bin Deutsche, er ist Nigerianer. Als wir uns kennenlernten, war die Sache mit der Kultur nie eine große Sache für mich. Klar wusste ich, dass er einen anderen Glauben hat, andere Sitten und Gebräuche verfolgt, doch wusste ich auch, dass ich generell ein sehr offener Mensch bin und Offenheit ist doch alles, was man für eine Liebe zwischen zwei Kulturen mitbringen muss …
Sein Land war mir bis dato völlig fremd
Nigeria, ein Land, das mir bis dato noch völlig fremd war, doch mich unfassbar neugierig machte. Jedes Mal, wenn wir uns sahen, bat ich ihn, mir Dinge über seine Heimat zu erzählen. Ich wollte immer mehr erfahren und konnte von seinen Geschichten nie genug bekommen: die Kindheit zwischen wilden Tieren zu verbringen, einen Papagei als Haustier zu haben und in den Nächten unter freiem Himmel zu schlafen. Natürlich gab es auch die weniger harmonischen Geschichten wie Ungerechtigkeit, Gewalt und Armut. Aber dennoch wollte ich sie alle hören und er erzählte mir jede einzelne von ihnen. Nigeria wurde mir immer vertrauter und er mir immer sympathischer, bis ich mich in ihn verliebte.
Er war anders als meine vorherigen Dates
Je mehr Zeit wir miteinander verbrachten und wie zwei frisch Verliebte durch die Straßen turtelten, realisierte ich, dass er anders ist – anders als ich und anders als meine vorherigen Dates. Er hat andere Sitten, Essgewohnheiten und ist stark gläubig, betet jedes Mal vor dem Essen, vor dem Schlafengehen, nach dem Aufwachen und wenn er am Morgen das Haus zur Arbeit verlässt. Das war für mich sehr ungewohnt. Zwar gehöre ich auch einer Religion an und glaube ebenfalls an Gott, doch bete ich selten und wenn überhaupt still und leise für mich allein. Dennoch wollte ich es mit dem Beten versuchen und wir begannen vor jeder Mahlzeit zusammen zu beten. Er verstand mein anfängliches Unwohlsein, doch nahm mich an die Hand und tatsächlich, ich gewöhnte mich daran. Meiner Offenheit sei Dank.