Gemütlich zog ich mich in meine Ego-Ecke zurück und behielt alles für mich, was mein Leben ausmachte. Wozu sollte sich mein Partner mit meinen Freunden auseinandersetzen? Was brauchte ich ihn zur Ausübung meiner Hobbys? Wer nichts gibt, hat nichts zu verlieren. Ich fühlte mich unnahbar und cool. Bildlich betrachtet, befand ich mich mit beiden Beinen außerhalb des Beziehungsgeflechts. Da ich mich nicht auf das einließ, was da hätte passieren können, blieb auch das Hormonchaos aus. Kein Chaos im Kopf bedeutet: das mit der Mathematik funktioniert wieder. 0 + 0 = 0 Denn auch der Andere, mit dem ich anscheinend eine Beziehung führte, blieb mit beiden Beinen weit entfernt von der Beziehungswaage.
Es war nur eine Frage der Zeit, bis wir feststellten: Wir möchten keine 0 sein. Weg, tschüss, mach’s gut. Genauso schulterzuckend, wie ich die Beziehung begann, beendete ich sie. Ich hatte ja nichts verloren, da ich nichts gegeben hatte.
Mathematik in der Liebe ist Mist
Nun zog ich durch die Welt in dem Wissen: Mathematik ist Mist, und Waagen sind es auch. Nichts funktioniert so, wie ich es gerne hätte. Die Scheu vor neuen Rechenfehlern und Unausgewogenheit ließ mich vor Beziehungen jeglicher Art zurückschrecken.
Dies änderte sich, als ich auf einen Mann traf, der die hohe Kunst des Rechnens beherrschte. Er erklärte mir nicht, dass 0 + 0 nun einmal 0 ergab, sondern dass ich eine Sache komplett außer Acht gelassen hatte: Etwas zu geben und darauf zu warten, etwas zurückzubekommen, ist der falsche Ansatz. Gerade zu Beginn einer Beziehung muss man sich erst einmal sprichwörtlich mit dem Hosenboden auf den tiefsten Punkt der Waagschale setzen. Mit Glück, legt der Partner irgendwann einen Teil seines Selbst auf die Gegenseite und sorgt dafür, dass sich ein Gleichgewicht herstellt. Das Ungleichgewicht des Anfanges muss ausgehalten werden, auch wenn es unangenehm erscheint. Und wissen Sie was? Adam Riese kann sich von mir aus im Grabe umdrehen, wenn er mag, aber für mich gilt seit diesem Zeitpunkt: 1 + 1 = 11.