Jungs, quält euch nicht so für uns!

Warum Frauen Fitnessmodels lieber angucken, als mit einem zusammenzuleben

Denken wir an all die eingeölten Chippendales dieser Welt mit ihren schmierigen Bauchmuskelpaketen, den zeppelinartig aufgepumpten Oberarmen und diesen winzig kleinen, nackigen, knackigen Backen. Mich persönlich kriegt man damit ja nicht hinterm Ofen hervor – es soll aber durchaus ein paar Frauen geben, genau genommen vermutlich ein paar Millionen, die im Angesicht dieser zuckenden Muckiberge im Tangahöschen in Verzückung geraten. Irgendwas muss also dran sein am Klischee des ultrastarken Traummanns, der vorwiegend aus gebräuntem Muskelfleisch, Potenz und blitzweißen Zähnen besteht. Doch nicht nur Frauen in Stripclubs schauen mitunter sehnsüchtig auf die maschinenartigen Kraftkolosse, wenn wieder mal ein Junggesellinnenabschied gebührend gefeiert wird. Auch unter Männern ist der Look offenbar ein verbreitetes Ideal. Zum Beispiel im Internet.

Mach dich schlanker, stärker, krasser

Mit Sportlerstolz, Handtuch um die Schultern, 97 Schweißtropfen auf der Stirn und Gewinnerlächeln präsentieren sich die Fitnessmodels nach getaner Arbeit auf Instagram und Co. Bei YouTube steigen die Klicks und Abonnentenzahlen derjenigen ins Unermessliche, die den perfekten sportzentrierten Lifestyle vorleben, ihren fettfreien Body stählen und Andere mit Drill, Aufmunterungen und lässigen Siegerposen animieren, es ihnen gleichzutun. Sich immer wieder aufzuraffen, dranzubleiben, dem inneren Schweinehund mit teuren Markensportschuhen ein für alle Mal und immer wieder in den Allerwertesten zu treten. Um noch stärker, durchtrainierter, selbstsicherer, männlicher zu werden.

Wann ist ein Mann ein Mann?

Doch ganz im Ernst mal, liebe Frauen: Ist das denn wirklich so männlich? Oder – um es weniger sexistisch auszudrücken – ist es das, was Sie sich von Ihrem Partner wünschen? Wollen Sie Ihr Leben mit einem ständig kalorienzählenden Fitnessfreak teilen, der an jedem einzelnen Sonntag lieber Gewichte stemmen geht, als mit Ihnen und dem unschlagbaren Duo aus Serien und Lieferservice auf dem Sofa rumzulümmeln? Der sich nicht mal an seinem Geburtstag über eine ordentliche Torte freut, die Schränke mit Proteinshakes vollstopft und beim romantischen Dinner lustlos am Salatblatt knabbert? Wohl kaum. Wenn der Körperkult zum Wahn wird und in seinem Leben genau die erste Geige spielt, die eigentlich Ihnen zusteht, spätestens dann hat der Spaß ein Ende. So gern frau auch ab und an auf ein definiertes Six-Pack schielt und sich wünscht, einmal neben einem solchen aufzuwachen – so sehr steckt dahinter auch ein Lebensstil, der in erster Linie Verzicht und knallharte Disziplin bedeutet.

Was Frauen wollen

Und ganz im Ernst mal, liebe Männer: Fragt eigentlich irgendjemand mal nach dem Inhalt dieser schwitzenden Powerköpfe, die da an ihren isotonischen Superdrinks nuckeln? Wenn sich im Spiel des Lebens alles um die eigene Körperoptimierung dreht, wo bleibt da die Zeit, einer Frau wirklich die Aufmerksamkeit zu schenken, die sie braucht? Ihr Fahrrad zu reparieren, wenn es einen Platten hat, innige Gespräche zu führen, gemeinsam einfach mal in den Genussmodus zu schalten, sie mit spannenden Erzählungen und Geschichten zu beeindrucken – solchen, die das Leben schreibt und nicht der Online-Coach in sein Trainingstagebuch? Denn genau das ist, was die meisten Frauen langfristig tatsächlich wollen. Einen Mann, der aus mehr besteht als aus einer optimierten Hülle. Der mit ihr genießen kann und auch mit Leidenschaft mal große Portionen und dazu ein paar Biere verdrückt, ohne dabei an Nährwerte und Fettpolster zu denken. Natürlich heißt das nicht, dass Sie sich von nun an gehen lassen sollen – ein regelmäßiges Sportprogramm ist gut für Körper, Geist und möglicherweise auch für Ihren persönlichen Attraktivitätsgrad. Doch lassen Sie mich Ihnen ein Geheimnis verraten: Im wahren Leben ziehen die meisten Frauen einen kleinen Bauch tatsächlich einer stahlharten Körpermitte vor. Schließlich geht Liebe noch immer durch den Magen und nicht durch die Hantelbank.


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