In meiner Beziehung bin ich eine Klette

Ist mein Herzblatt anderweitig unterwegs oder sogar über mehrere Tage außer Haus, vollziehe ich eine Wandlung. Aus dem klettigen Faultier wird ein kleines zwitscherndes Vögelchen, welches sich fühlt , als würde es das erste Mal die Funktion seiner Flügelchen entdecken. Ich fühle mich frei. Frei, aber doch in beruhigender Sicherheit, die mir meine Beziehung vermittelt.

Freiraum sorgt dafür, dass eine Beziehung stabil bleibt

Wie kommt es, dass mir dieses Gefühl nicht richtig vertraut ist? In meinen bisherigen Partnerschaften vertrat ich die Ansicht, dass eine gute Liebe die ist, in der sich beide Partner aufgehen und zu einer Einheit verschmelzen. Ein großes Wir. Aber wo bleibt dabei das Ich? Das Ich wird von mir leider auch heute noch gerne mal vergessen.

Besonders bewusst wird mir die Vernachlässigung meiner selbst, wenn ich mich in meinen jährlichen Schreiburlaub begebe. Für einige Tage fahre ich raus in die weite Welt, auf der Suche nach Inspiration. Nur mit Laptop und Handgepäck bepackt. Während ich mich meinen Texten widme, blende ich alles andere aus. Kein ständiges Geschreibe mit dem Herzblatt, keine nagenden Gedanken, was das Schatzi wohl ohne mich treiben wird. In diesen Tagen bin ich ganz bei mir, ganz ohne das Wir.

Ich sammle Kraft, um den Unwägbarkeiten des Paaralltags auch in Zukunft begegnen zu können. In diesen Momenten merke ich, wie gut es tut, sich Freiraum zu nehmen. Sei die Beziehung auch noch so eng, noch so erfüllend, persönlicher Freiraum ist unverzichtbar. Er sorgt dafür, dass die Beziehung stabil bleibt. Was bringt mir eine Partnerschaft, in der ich mich selbst mit der Zeit nicht mehr erkenne?


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