Für gemeinsame Unternehmungen mit dem Partner fehlt oft einfach die Kraft. Warum es wichtig ist, hier rechtzeitig gegenzusteuern – gemeinsam, weiß beziehungsweise-Autorin Simone Deckner
Jacke aus, die Tasche plumpst im Flur auf den Boden, schnell was zu Essen bestellen und dann ab vor den Fernseher. Zu mehr reicht es einfach nicht mehr. Komplett erledigt nach einem langen Arbeitstag – wieder einmal. Kennen Sie das?
Das Konzert, zu dem man eigentlich mit dem Partner gehen wollte? Echt zu anstrengend. Aber dann vielleicht wieder mal gemeinsam Sport machen? Das hatte man sich schon so lange vorgenommen. Und gut würde es einem bestimmt auch tun. „Sorry Schatz, ich bin so müde – können wir das noch mal verschieben?“ „Gern! Bin auch völlig kaputt.“
So oder so ähnlich geht es zuhause bei vielen Paaren zu, die nicht mehr frisch verliebt sind. Damals hatte man Energie für eine ganze Fußballmannschaft, zeigte sich von der besten Seite, machte die Nacht zum Tag und tat sowieso alles, was die begehrte Person noch näher brachte. Alles andere konnte verschoben werden. Die gemeinsame Zeit, sie war das Größte. Zu müde für gemeinsame Unternehmungen? Lieber die neue Serie auf Netflix glotzen, statt auszugehen? Nicht mal im Traum hätten wir daran gedacht.
Stress lass nach!
Doch weil der rauschhafte Zustand des Verliebtseins nicht ewig anhält (im Durchschnitt tragen wir die rosarote Brille zwischen sechs Wochen und sechs Monaten) und Menschen, die einen Alltag teilen wollen, oft irgendwann zusammenziehen verändert sich auch ihre Beziehung. Das ist völlig normal und kein Grund zur Sorge. Die Dinge, die wir in der ersten Phase vom Partner großzügig abgeschirmt haben, wie Arbeit, Konflikte mit der Familie und Freunden, Krankheiten, Geldsorgen, rücken wieder stärker in den Fokus.
Mal ist der eine stärker belastet, mal der andere. Manchmal haben aber auch beide Partner zur gleichen Zeit enorm viel Stress. Statt gemeinsam Energie zu tanken und sich wieder Zeit füreinander zu nehmen, versuchen viele Menschen, den Partner „nicht zu belasten“ mit ihrem Stress. Dann kommen Aussagen wie: „Nur noch zwei Wochen, dann habe ich wieder mehr Luft“ oder „Das kriege ich jetzt auch noch hin“ zustande. Die Erschöpfungsphasen werden oft nicht als das gesehen, was sie sind, sondern klein geredet oder ausgeblendet.
Der Stress ist aber trotzdem vorhanden – und entlädt sich nicht selten im Streit mit dem Partner. Jetzt hat man schon so viel zu tun und dann werden auch noch von dieser Seite Erwartungen gestellt! Der Wunsch, nach Feierabend gemeinsam Zeit zu verbringen, wird auf einmal zu einer weiteren belastenden Anforderung: „Jetzt muss ich auch noch zuhause perfekt funktionieren!“ Wieso kann man nicht einfach mal in Ruhe gelassen werden? Viele Paare unterschätzen, wie negativ sich dieses Gefühl von Erschöpfung und Stress auch auf die Beziehung auswirken kann.