Männer wohnen immer länger bei Mama. Nesthocker sind jedoch gar nicht attraktiv. Deshalb wird das nichts mit den Frauen
Bei unseren italienischen Nachbarn ist es nichts Besonderes, wenn der Sohn noch bis in seine 30er bei den Eltern wohnt und sich im Hotel Mama verwöhnen lässt. Während es vor einigen Jahrzehnten gar nicht schnell genug gehen konnte das Elternhaus zu verlassen, ziehen die jungen Männer heute immer später aus.
Sie sind nun überall
Nesthocker, die ihre Bequemlichkeit nicht aufgeben wollen und keine Lust auf schmutzige WGs und Spüldienst haben. Dafür ist doch Muttern da. Noch dazu ist Mama immer für sie, pusht ihr Ego und stärkt den Rücken. Denn ihr Junge ist einfach “der Beste”.
Experten sagen, Männer wollen sich heute – statistisch – sowieso nicht mehr binden, bevor sie Mitte 30 sind. Davor sind ihnen andere Dinge wichtig. Positiv: Ausbildung und erste Schritte im Beruf. Schon fragwürdiger: Ausprobieren von lockeren und unverbindlichen Beziehungsformen. Also Selbstverwirklichung zwischen Skateboard und Start-Up. Das alles von der Pension Mama aus. Kein Wunder, dass so viele Männer nicht mehr die Waschmaschine vom Trockner unterscheiden können.
Bemuttern lassen bis ins Erwachsenenalter
Auf welche Beziehungsform bereitet das vor? Die Frau an der Seite ist Köchin, Putzhilfe und – wehe, der Junge wird krank – Krankenschwester in einem. Da fallen Sätze wie “Schatz, kannst du mir die Fernbedienung vom Tisch reichen? Ich komme vom Sofa aus nicht ran”, die Hühnersuppe muss frisch sein, die ans Bett gebracht wird, und der Erkältungstee muss aus dem Reformhaus kommen, weil Mama darauf seit Jahrzehnten schwört.
Dass diese Männer lange allein bleiben, ist keine Überraschung. Doch es stellt sich die Frage: Henne oder Ei? Was war zuerst? Ob sie bei der Mutter wohnen und deshalb keine Partnerin finden oder ob sie dort wohnen, weil sie keine Partnerin finden, ist für Soziologen vermutlich “individuell verschieden und mehr ein sowohl-als-auch als ein entweder-oder”. Ist aber egal. Denn Jungs, so wird das nichts! Werdet erwachsen! Dazu gehört, das Leben (und den Putzlappen) selbst in die Hand zu nehmen und für den Dreck den man verursacht, gerade zu stehen. Das heißt: ihn beseitigen. Ach ja, kochen lernen ist immer eine gute Idee.
Frauen suchen in einem Partner nach vielen Qualitäten (und ja, vielleicht erwarten sie manchmal zu viel), doch was unbedingt gegeben sein muss: mit beiden Beinen im Leben stehen. Ganz sicher erzeugt das Abo im „Hotel Mama“ den gegenteiligen Eindruck.
Und das nicht, weil alle Frauen Furcht vor möglichen Konflikten mit der Schwiegermutter hätten. Sondern weil keine selbstbewusste, moderne Frau als Partnerin die Mutterrolle übernehmen will. Klar, alle Männer suchen in ihrer Partnerin auch fürsorgliche Attribute. Dabei ist aber die Ausprägung entscheidend. Das komplette Care-Paket aus Kochen, Putzen, Bemitleiden und bedingungslose Liebe ist ein echter Lustkiller. Und ja, Frauen beraten Männer wirklich gerne in Mode- und Stilfragen. Aber sie sind auch wirklich dankbar, wenn Männer schon so erwachsen und selbstständig sind, dass ihnen von selbst auffällt, dass Muttis Lieblings-Pulli, den sie seit vielen Jahren im Winter tragen, total daneben ist.
Übrigens:„Du erinnerst mich an meine Mutter“ ist ein Satz, mit dem Beziehungen eher beendet als begonnen werden.