Haben wir eigentlich noch Spaß miteinander?

An diesem Dienstagabend im Mai, als wir uns endlich mal wieder Quality Time freigeschaufelt und einen Tisch bei unserem Lieblingsitaliener reserviert hatten, wurde mir klar: Wir waren zu einem dieser schweigsamen Pärchen geworden, die wir früher in Restaurants beobachtet und mitleidig belächelt hatten. Bis dahin hatte ich geglaubt, wer sich so distanziert gegenüber sitzt, muss sich bei der Partnerwahl grundlegend vergriffen haben. Dass es manchmal ganz einfach das Leben ist, das den Spaß nach und nach von der gemeinsamen Fahrbahn schubst, begriff ich erst in diesem Moment, in dem ich wortlos in die Luft und er stur auf sein Handy starrte, um den Stand beim Fußball abzurufen.

Du und ich, wir sind das hier nicht

Die Kellnerin brachte unsere Pizzen, wir brachten Messer und Gabel in Position. Plötzlich kam es einfach über mich. Einem inneren Verzweiflungsimpuls folgend, griff ich nach seinen Fingern, entriss ihm das Besteck und knallte es ein bisschen zu energisch auf den Tisch. Ihm fiel schlagartig alles aus dem Gesicht – doch bevor er mich fragen konnte, ob ich eigentlich noch alle Murmeln in der Tüte habe, packte ich seine Hände und stieß folgende Sätze hervor: „Du und ich, wir sind das hier nicht. Wir können zusammen Spaß haben und wir haben es verdammt nochmal verdient. Komm mit!“

Ich bat die Kellnerin, unsere Pizzen einzupacken, klemmte mir die offene Flasche Wein unter den Arm, murmelte irgendwas von einem Notfall und überbrückte die Wartezeit damit, ein Taxi zu rufen, obwohl wir natürlich genauso gut die U-Bahn hätten nehmen können. Auf der Rückbank entspannte er sich endlich. Er grinste mich an. „Keine Ahnung, was mit dir los ist. Aber ich mag‘s!“ Wir hatten erst am Vortag die Betten bezogen, doch in dem Moment hätte mir nichts egaler sein können. Ich hatte im ganzen Jahr keine so gute Pizza gegessen, dicht nebeneinander, auf jedem Nachttisch ein Glas Wein, dazu eine uralte Folge unsere Lieblingsserie. Wir hatten es also nicht verlernt. Unsere Zitronen hatten viel zu lang am Baum gehangen – jetzt war verdammt nochmal Zeit für süße Limonade.


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