Ist es besser, sich aus Rücksichtnahme auf den Partner mit einer unglücklichen Beziehung zu arrangieren, als sich zu trennen? Warum viele Menschen unglückliche Beziehungen nicht beenden
Es gibt viele Gründe, warum Menschen eine unglückliche Beziehung nicht beenden. Die meisten davon sind ziemlich egoistisch und haben mit Angst zu tun: Angst vor Einsamkeit und Unsicherheit, vor Veränderung und Verlust. Doch wie Forscher jüngst herausfanden, gibt es noch einen weiteren, weitaus altruistischeren Grund für die Entscheidung gegen eine Trennung.
Mitleid als Beziehungsbasis?
So fand ein Psychologenteam der University of Utah heraus, dass die Gefühle und Wünsche des Partners eine entscheidende Rolle bei der Planänderung von Trennungswilligen spielen. Je stärker der unzufriedene Part die Abhängigkeit des Partners in der Beziehung einschätzte, desto weniger wahrscheinlich war eine Trennung. Für ihre Studie begleiteten die Forscher mehr als 1300 Probanden über zehn Wochen lang in ihrer Beziehung. Zusätzlich verfolgten sie zwei Monate lang 500 Partner, die über eine Trennung nachdachten.
Die Entscheidung, eine Beziehung zu beenden, ist offenbar nicht nur von eigenen Wünschen abhängig, sondern auch von den Bedürfnissen des Partners und davon, wie sehr er sich die Beziehung wünscht. „Wenn ein Partner den Eindruck hat, dass der andere sich voll in die Beziehung reinhängt, dann beendet er die Beziehung eher nicht aktiv von sich aus“, heißt es in der Studie. Denn niemand wolle den Partner vorsätzlich verletzen.
Prinzip Hoffnung – oder persönliche Lethargie?
Beziehung aus Mitleid und Rücksichtnahme: Das klingt allerdings nicht wirklich verlockend. Sondern irgendwie auch ein klein wenig verzweifelt.
So hoffe der unglückliche Partner meist, dass sich die Beziehung wieder verbessert, wird in der Studie erläutert. Ob das eine weise Entscheidung ist, bewertet die Untersuchung allerdings nicht. Wenn sich die Beziehung verbessert, war es wohl eine gute Entscheidung. Wenn nicht, wurde eine schlechte Beziehung sogar noch verlängert. Auch wurde nicht untersucht, ob in diese uneigennützige Variante nicht doch auch ganz ureigene und somit egoistische Ängste mit einwirken. Oder ganz banal, eine sehr persönliche Form von Lethargie.