Generation Kontaktabbruch. Wisch und weg?

Was mal eben schnell mit einem Wisch beginnt, endet ebenso rasch. Nie zuvor war es so leicht, Kontakte mit anderen Menschen zu knüpfen. Und nie zuvor wurden Menschen so lange hingehalten und kommentarlos verlassen. beziehungsweise-Chefredakteur Eric Hegmann über die Generation Kontaktabbruch

Immer wieder wird die Studie mit den vielen Joghurt-Bechern im Kühlregal zitiert: Zu viel Auswahl verhindert danach eine Entscheidung. Nun ist ein Partner keinen Joghurt und eine Beziehung befriedigt ganz andere Bedürfnisse. Bei der Partnersuche geht es um den Wunsch nach Bindung und damit sind wir beim Bindungsverhalten. Und das halte ich für den Auslöser der wachsenden Probleme bei der Partnersuche, denn es geht nun um das Spannungsfeld von Bindungsangst und Verlustangst.

Wer überzeugt ist, nicht gut genug zu sein, und sich Liebe verdienen zu müssen, der wird ein ängstliches Bindungsverhalten zeigen, sich also um Liebe bemühen, dem potentiellen Partner immer wieder zeigen wollen, wie liebenswürdig man wäre. Wer hingegen überzeugt ist, dass nur die Kontrolle über sich selbst, also Autonomie und Selbstbestimmung verhindern kann, in einem Wir aufgehen zu müssen, zeigt ein vermeidendes Bindungsverhalten.

Statistisch gibt es etwa 20 Prozent vermeidende Typen, ähnliche viele ängstliche Typen, 50 Prozent sichere Typen und einige Mischformen. Die 50 Prozent an sicheren Typen können Liebe geben und empfangen, sie bleiben kaum lange allein, finden nach einer Trennung schnell wieder einen neuen Partner. Das bedeutet, sie sind auch nicht lange auf dem „Markt“ und entsprechend rar. Hingegen treffen nun die ängstlichen auf die vermeidenden Typen und es ist gut erforscht, wie sehr sich diese Typen gegenseitig anziehen. Denn der vermeidende Typ erhält Anerkennung durch den ängstlichen Typ. Und der ängstliche Typ kann aufgehen in seinem Bedürfnis, sich zu bemühen, da sich das Gegenüber grundsätzlich zurückziehen wird, wenn es ihm wieder zu eng wird.

Die Generation Kontaktabbruch hat es tatsächlich schwer bei der Partnersuche

Partnersuche ist ein Dschungel, wenn nicht sogar ein Schlachtfeld. Erwartungen stehen einander gegenüber, die kaum ein Mensch erfüllen kann. Die Forscherin Esther Perel sagte: „Wir treffen also auf eine einzige Person und wollen, dass sie uns all das gibt, was früher ein ganzes Dorf leistete.“ Wir wollen Alles mit Einem für Immer – den so genannten AMEFI-Partner, der bester Freund, leidenschaftlicher Liebhaber, Sparring-Partner, Sport-Begleiter, Vater oder Mutter unserer Kinder ist – alles gleichzeitig.


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