Demo statt Date-Night? Gemeinsame Ziele verbinden Paare. beziehungsweise-Autorin Jule Blogt über die besondere Verbindung, die gemeinsames politisches Engagement bewirkt
Man könnte es als Schicksal bezeichnen, dass meine Beziehung einen ganz besonderen Grundpfeiler hat, der sie immer mehr zusammenschweißt: Politik. Es war schließlich eine Demonstration, auf der ich mein Herzblatt kennenlernte. Zwischen Transparenten brüllten wir gegen eine Wand von uniformierten Polizisten und hofften, dass uns weder das Pfefferspray, noch der Wasserwerfer erwischen würde. Zusammen für die gemeinsame politische Meinung einzustehen, das ist einer der Faktoren, der meine Beziehung so stabil hält und dazu auch noch glücklicher macht.
Die Leidenschaft, mit der er in der Politik aufging, riss mich direkt mit
Bevor mein Freund mein Herz gewann, ging mein Politikinteresse nicht über das Lesen von Nachrichten und das Diskutieren unter Freunden hinaus. Ich könnte doch eh nichts daran ändern, was die Damen und Herren in den Parteien so fabrizierten. Die denkwürdige „Kennenlern-Demonstration“ war für mich eine Ausnahme. Ich wurde eher von Freunden mitgeschleppt, als dass ich freiwillig bei um die 0 Grad und Regen auf der Straße stehen wollte.
Erst als ich durch mein Herzblatt einige Einblicke in das politische Tagesgeschäft bekam, tat sich eine ganz neue Welt für mich auf. Er erklärt mir Zusammenhänge und Sichtweisen, die ich vorher so noch gar nicht betrachtet hatte. Es machte mich glücklich zu sehen, wie er in politischen Themen aufgeht, das riss mich direkt mit. Knappe drei Jahre später lasse ich mich für Wahlen aufstellen, beteilige mich an politischen Aktionen und verbringe manchen Samstagabend damit, Wahlplakate zu gestalten.
Leidenschaftlich geführte Diskussionen
Es tut mir und damit auch unserer Beziehung gut, über unsere politischen Ansichten zu sprechen. Abseits von „Wie war dein Tag?“ eröffnet uns das einen unendlichen Gesprächshorizont. Dass wir auch politisch nicht immer einer Meinung sind, führt gerne mal zu leidenschaftlich geführten Disputen, die richtig Feuer in unsere Beziehung bringen. Streiten tut gut, zumindest dann, wenn es um Themen geht, die uns nicht als Paar betreffen, sondern zum Beispiel die Gestaltung eines geplanten Wahlplakats.
Gemeinsame Erfolgserlebnisse stärken die Beziehung
Andere Paare gehen gemeinsam zum Sportkurs, wir basteln am Wahlprogramm und überlegen, wie wir unsere politischen Forderungen am besten durchsetzen können. Die gemeinsam verbrachte Zeit, das ist es, was mein Partner besonders an der politischen Arbeit mit mir schätzt. Seitdem wir den gleichen politischen Weg gehen, habe wir zusammen so viele neue Erfahrungen gemacht, an die wir uns gerne zurückerinnern. Zum Beispiel, wie wir morgens kurz vor 8 Uhr bei eisigen Temperaturen vor unserem Rathaus standen, um Unterstützungsunterschriften zu sammeln, die nötig sind, um auf dem Wahlzettel stehen zu dürfen.
Das Erfolgserlebnis, die benötigte Anzahl erreicht zu haben, schweißte uns noch mehr zusammen. Zusammen etwas zu verändern, unsere Vorstellung von der politischen Zukunft umsetzen zu können, wenn auch im kleinen Rahmen, lässt uns ungeahnte Energie entwickeln.
Nächste Etappe: Weltherrschaft (inklusive Katzen)
Psychologen und Forscher haben schon oft bestätigt, dass es gemeinsame Ziele sind, die eine Beziehung stark und glücklich machen. Ginge es nach meinem Herzblatt, würden wir in ein paar Jahren die Welt, oder zumindest einen Teil davon, regieren. Wie eine solche Welt aussähe, fragte ich den Mann an meiner Seite und konnte mir ein lautes Lachen nicht verkneifen, als ich die Antwort hörte: Eine von uns regierte Welt wäre voller Liebe. Und natürlich voller Katzen …