Ängste im Alleingang zu überwinden, ist gar nicht so einfach. Hat man jedoch seinen Lieblingsmenschen an seiner Seite, kann man alles schaffen. Unsere Autorin Helena Muhm über das Gefühl, Ängste gemeinsam zu besiegen
Jeder kennt dieses beklemmende Gefühl, das eintritt, wenn wir uns, grundlos oder berechtigt, vor jemandem oder etwas fürchten. Dieses Gefühl nennt sich Angst und ist völlig natürlich. Ich habe leider viele Ängste: Der Gedanke, meinen Lieblingsmenschen zu verlieren, bereitet mir Herzschmerzen. Sobald ich eine Spinne sehe, so klein sie auch sein mag, möchte ich schreiend davonlaufen und diese Spezies am liebsten in Gänze vernichten. Während andere bei Blitz und Donner staunend am Fenster sitzen, verkrieche ich mich mit meinen mittlerweile 28 Jahren unter einer Decke (natürlich nicht, aber ich würde es gern tun). Wenn ich mich in gewissen Höhen befinde, bekomme ich schweißnasse Hände und weiche Knie.
Aus eigener Erfahrung weiß ich, wie schwer es ist, seine Ängste zu besiegen. Insbesondere, wenn man dabei allein dasteht. Doch ich habe das Glück, einen Partner an meiner Seite zu haben, der mich dazu ermutigt, mich meinen Ängsten entgegenzustellen und sie zu bekämpfen. Und das Beste ist: Er kämpft den Kampf mit mir.
Als 14-Jährige hatte ich einen schweren Fahrradunfall. Ohne Helm fuhr ich mit hoher Geschwindigkeit gegen einen Bordstein und stürzte. Mit einem gewaltigen Schock und Schmerzen blieb ich liegen – auf einer vielbefahrenen Hauptstraße. Dieses Erlebnis führte dazu, dass ich seitdem kein Fahrrad mehr bestieg.
Mein Partner fährt sehr gern Fahrrad und würde dies auch gern mit mir tun. Die schmerzhaften Erfahrungen der Vergangenheit und eine Gleichgewichtsstörung führten allerdings dazu, dass ich mich vehement weigerte. Irgendwann allerdings hatte er mich soweit und ich fand mich auf seinem Fahrrad wieder. Ich heulte und schrie ihn an, doch er hielt das Fahrrad beharrlich fest, während ich unter Tränen versuchte, mich wieder damit anzufreunden. Und tatsächlich: Nach zwei, drei Übungseinheiten schaffte ich es, mit wildem Schlenkern ein paar Meter allein zu fahren. Obwohl ich während des Übens unausstehlich war, ließ mein Partner mich nie im Stich und war sehr stolz auf mich.