Verheiratet mit dem Job? Kirsten Schwieger über Love-Work-Balance und warum der Partner immer Vorrang haben muss vor dem Chef
„Ich denke echt darüber nach, mich von Tom zu trennen“, beichtet mir meine Freundin Kati letztens. Woraufhin ich aus allen Wolken falle! Die beiden sind in meinen Augen DAS Traumpaar schlechthin: Passen super zusammen, ergänzen sich ideal und sind zusammen schon durch dick und dünn gegangen. Beziehungstiefs wurden immer galant ausgelotet, nicht zuletzt, weil Kati eine sehr tolerante und geduldige Frau ist. Was ihren Geduldsfaden jetzt zum Zerreissen gebracht hat, ist Toms neuer Job. Nicht nur, dass er oft sogar „freiwillig“ am Wochenende arbeitet – Tom muss quasi rund um die Uhr für seinen Arbeitgeber beziehungsweise die Kunden erreichbar sein.
Was fast schon nach moderner Sklaverei klingt, ist in Zeiten von Globalisierung, Vertrauensarbeitszeit und Homeoffice zur erschreckenden Realität geworden. Gut 66 Prozent und damit die Mehrheit der Beschäftigten deutschlandweit empfinden diese ständige Erreichbarkeit als eine Belastung für ihr Privatleben, wie eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov jüngst ergab.
Niemals die Love-Work-Balance vergessen!
Interessanterweise sieht Tom das (noch) gar nicht so, er schwebt nach wie vor im 7. Karrierehimmel. Aber Kati hat mittlerweile die Nase gestrichen voll. In der wenigen Zeit, die er seit Jobantritt zuhause ist, ist er in der Regel nämlich nur körperlich anwesend, mental aber nicht. Nervöses Schielen aufs Handy im Restaurant, unterbrochene Gespräche aufgrund von Telefonanrufen und verschobene Kinobesuche, weil die Telko sich doch länger hingezogen hat: So sieht der Beziehungsalltag der beiden mittlerweile aus.