Betrügen ist das Einzige, wobei er ihr überlegen ist
Das ist der tiefere psychologische Grund, warum ich meine Frau betrüge. Ich schraube damit mein Selbstwertgefühl hoch. Wäre ich so toll wie Elena, würde ich sie nicht betrügen, sondern einfach mein Leben mit ihr genießen.
In anderen Punkten als mit Fremdgehen kann ich meine Frau nicht übertreffen. Das ist hart, doch es ist die Wahrheit, die ich nicht scheue. Das Verrückte ist, dass Elena einen komplett anderen Blick auf mich hat, wüsste sie, dass ich Komplexe habe, würde sie es nicht glauben und darüber lachen, weil es ihr absurd erscheinen würde. Sie findet mich nämlich perfekt, nicht, weil ich es tatsächlich bin, sondern, weil sie mich liebt. Ihre Liebe macht mich groß, das ist der feine Unterscheid. Sie ist auch noch liebesfähiger als ich.
Elena ist wirklich in jedem Lebensbereich besser. Sie hat das beste Abi der Schule hingelegt, sie war die beste Studentin, die beste Sportlerin, die beste Tochter, die beste Freundin, sie ist die beste Frau, sie ist die beste Mutter für unsere Kinder. Und Elena ist wunderschön. Ich habe eine Heilige geheiratet, eine Heilige, die nicht mal langweilig ist, im Gegenteil, sie ist hinreißend witzig. Eine Bereicherung für jede Runde. Und für mich.
Ich habe nach den Sternen gegriffen und sie bekommen.
Sie ist perfekt, er nicht auf ihrer Höhe
Zuerst hat mich Elenas Perfektion gar nicht gestört. Ich war mächtig stolz auf sie. Erst nachdem wir geheiratet haben und unser erstes Kind auf die Welt kam, begann es, dass ich mich nach und nach bis zu meiner eigenen psychischen Schmerzgrenze mit ihr verglichen habe. Sie hat ihren Job an der Uni mit Bravour gemeistert, sie ist Professorin für Umwelttechnik.
„Nebenbei“ kümmerte sie sich hingabevoll um das Kind, kochte täglich die leckersten und gesündesten Gerichte und dekorierte das Haus, kümmerte sich um unsere ganze Familie, hatte und hat für jeden und jede einen guten Gedanken und ein gutes Wort und eine gute Tat. Und sie kümmerte und kümmert sich um mich, sie ist immer für mich da, sie ist eine tolle Geliebte, eine Gesprächspartnerin auf Augenhöhe.
Nur ich bin nicht mit ihr auf Augenhöhe.
Ich bin Lehrer, und wenn ich aus der Schule komme und dann noch etwas im Haushalt anliegt oder die Kinder etwas von mir wollen, bin ich schon überfordert. Ich bin schnell gereizt. Dienst nach Vorschrift ist mein Motto, mein Ehrgeiz ist nicht sonderlich ausgeprägt, ich wurstele mich durchs Leben. Wie gerne, wäre ich anders, ich leide durchaus unter mir selbst, aber ich komme einfach nicht in die Pötte, wie man so schön sagt. Das habe ich von meiner Mutter geerbt, die ist genauso träge und hat den größten Teil ihres Lebens auf dem Sofa verbracht.