„Colette“ – mehr Worte braucht ein Filmtitel nicht, wenn es wie hier um eine besonders starke Frau ihrer Zeit geht. Die Rede ist von der Schriftstellerin, Journalistin und Varietékünstlerin Sidonie-Gabrielle Claudine Colette, der Grande Dame der französischen Literatur des späten 19. Jahrhunderts. Mit ihrem literarischen Talent entwickelte sie sich vom naiven und gutmütigen Dorfmädchen zu einem Teil der intellektuellen und kulturellen Pariser Elite. Ihre Lebensgeschichte wurde verfilmt und erscheint am 10. Mai auf DVD.
Vom Landei zur skandalträchtigen Großstadtlady. So ungefähr kann man sich die Entwicklung von Colette (Keira Knightley) vorstellen, die als gerade mal 16-Jährige auf einer Parisreise den 14 Jahre älteren Schriftsteller Henry „Willy“ Gauthier-Villars (Dominic West) kennen- und lieben lernt und vier Jahre später sogar heiratet. Willy, als Autor erfahren im Pariser Künstlermilieu, begreift sehr schnell, mit welchem Schreibtalent Colette gesegnet ist, so dass er sie einerseits ermutigt, eigene Bücher zu schreiben, sie andererseits aber auch schamlos für seine eigenen beruflichen Zwecke ausnutzt. Denn nicht ihm entstammt die Bestseller-Reihe rund um die junge Frau Claudine, sondern Colette, die unter seinem Pseudonym einvernehmlich schrieb, während er unter einer Schreibblockade litt.
Mit wachsendem Erfolg der Bücher keimt in Colette mehr und mehr der Wunsch auf, sich als wahre Autorin der Claudine-Romane zu offenbaren und ihre Werke für sich zu beanspruchen. Schließlich sind es ihre Gedanken und ihre Worte, mit denen sie ganz offen über den weiblichen Körper und die weibliche Sexualität schreibt und somit den Nerv der Frauen dieser Zeit trifft. Ein Willy hätte das wohl nicht aus eigener Feder geschafft, konzentriert er sich auch weniger auf das Schreiben als auf Affären zu anderen Frauen. Ein demütigender Umstand für Colette, den sie als immer selbstbewusstere Persönlichkeit nicht mehr hinnehmen will und von ihrem Mann Aufrichtigkeit fordert.
Doch auch Colette bleibt nicht treu in der Ehe mit Willy. Peu à peu merkt sie, dass sie sich auch zu Frauen hingezogen fühlt und beginnt eine Liaison mit Missy (Denise Gough), geboren als Mathilde de Morny, die sich kleidet wie ein Mann. Da Missys Familie mit dem Kaiser verwandt und zudem reich ist, sieht ihr die Pariser Gesellschaft ihre Maskulinität nach, solange es im halböffentlichen Rahmen bleibt. Missy weiß das und traut sich somit, die richtigen und wichtigen Fragen gegenüber Colette zu formulieren, die Colette schließlich bestätigen und stärken, sich von Willy zu trennen und ihren eigenen Weg als Autorin zu gehen …
Doch sehen Sie selbst:
Im Biopic einer der wichtigsten französischen Schriftstellerinnen des 20. Jahrhunderts werden Sie eine Frau kennenlernen, deren Leistung ihrem Mann zugeschrieben wird und die dagegen zurecht aufbegehrt.