Facebook, Instagram, Pinterest und Twitter: Wie wir es schaffen, über soziale Netzwerke unsere Beziehungen zu zerstören
Sie informieren uns über Neuigkeiten aus Politik, Sport, Film und Fernsehen.
Sie sorgen mit witzigen Katzenvideos für lachende Menschentrauben hinter Bildschirmen in Großraumbüros.
Sie dienen als Inspiration für das neue Tattoo am Handgelenk.
Sie zeigen uns das neueste Gericht unserer besten Freunde, von denen wir bisher nicht einmal wussten, dass sie den Kochlöffel schwingen können.
Sie zerstören unsere Beziehungen. Diese Verhaltensweisen in sozialen Netzwerken gefährden das Beziehungsglück.
Typ 1: Das Selfie-Opfer
Jeden Tag ein neues Selfie? Nicht selten zeigen sie sich uns über Instagram und Co.: Die Selfie-Opfer. Mal früh morgens aus dem Bett zwinkernd, mal abends aufgebrezelt für die kommende Party.
Eine Studie der Florida State University belegt: Zu häufiges Posten von Selfies in einer Partnerschaft sorgt für Konflikte wie zum Beispiel Eifersüchteleien. Denn für den Partner, der sich nicht täglich fotografiert, zeigt derjenige, der jeden Tag ein neues Bild von sich postet, narzisstische Züge. Und wer möchte schon mit jemandem zusammen sein, der eitel ist und ständig die Aufmerksamkeit anderer sucht?
Außerdem gibt es Augenblicke, die man in einer Beziehung gern für sich beansprucht. Hierzu gehört zum Beispiel der Anblick des Gegenübers, wenn man am Morgen nebeneinander aufwacht.
Typ 2: Der Kommentator
Ob Sonntag, abends um 19:05 Uhr, täglich im Januar um 22 Uhr oder mal wieder donnerstags im Frühling in der Primetime: Die Straßen sind leer gefegt. Stattdessen sitzen sie am Smartphone oder Notebook und posten jeden einzelnen Gedanken, der ihnen zum aktuellen Programm von RTL und Pro7 einfällt. Und bloß den Hashtag nicht vergessen, denn sonst liest es niemand. Das sind die Kommentatoren.
Auch in der einen oder anderen Beziehung kein seltener Anblick: Man findet beide Partner nebeneinander sitzend auf dem Sofa. Sie reden nicht miteinander, sondern tippen parallel ihre Gedanken zu Müttern, die nach der perfekten Schwiegertochter für ihren schwer vermittelbaren Sohn suchen. Außerdem gibt es da die Z-Promis, die sich um das Lagerfeuer sammeln, um sich das Kochgeschirr gegenseitig an den Kopf zu werfen oder junge Frauen, die sich die Augen aus dem Kopf heulen, weil es an diesem Tag einfach mal kein Foto für sie gab. Und weil es nicht schon über 20 Prozent der Zuschauer zwischen 14 und 49 sehen, muss auch jeder andere wissen, welche noch so überflüssigen Gedanken einem dazu in den Kopf schießen.
Man redet heute nicht mehr miteinander, sondern mit anderen über andere. Zuhause auf dem Sofa wird geschwiegen. Vorbei die Zeiten, als man gemeinsam eine DVD schaute und sich über den romantischen Kitsch aufregte. Fühlen Sie sich ertappt? Dann beschäftigten Sie sich wieder mehr miteinander, anstatt die Abende stumm nebeneinander sitzend zu verbringen.
Typ 3: Mr.und Mrs. “Ich habe 500 beste Freunde”
Eine potentielle Hochzeit müsste an drei Tagen stattfinden, weil mindestens zehn Trauzeugen zur Auswahl stünden und 1200 Gäste nicht in die gewünschte Kirche passen? Darf ich vorstellen? Mr.und Mrs. “Ich habe 500 beste Freunde”.
Sie definieren ihre Freundschaften darüber, dass man gemeinsam sein Leben in sozialen Netzwerken verbringt. Man liebt es, sich selbst zusammen zu inszenieren. Gesehen hat man von diesen Freunden aber nur 20 und hierzu gehören die Arbeitskollegen, die sich dazu durchgerungen haben, nach der vierten Freundschaftsanfrage diese dann doch endlich zu bestätigen. Das Gefühl dafür, wer wirklich zu und hinter einem steht, weicht dem Eindruck, viele Leute um sich herum zu haben. Denn die interessieren sich wenigstens für einen, weil sie es witzig finden, dass man Kinder, die sich an Stangen drehen, nicht mag. Noch eine Gemeinsamkeit: Auch sie fragen sich, warum niemand um halb zehn in Deutschland ein Knoppers in der Hand hält.
Wer sein Hauptaugenmerk darauf richtet, hunderte Menschen dazu zu bewegen, einen zu mögen, vergisst in seiner Beziehung manchmal, dass er jemanden neben sich hat, der ihn in jedem Moment liebt, egal ob man gerade witzig ist oder nicht. Der einem zuhört, wenn man abends von seinem stressigen Arbeitstag berichtet – ohne einen Hashtag zu verwenden. Und 500 Likes wiegen niemals ein ehrlich gemeintes „Ich liebe dich“ des Partners auf.
Einmal mehr überlegen, bevor der „Veröffentlichen“-Button verwendet wird
Die sozialen Netzwerke schaffen es, uns miteinander zu verbinden und vereinfachen es, den Kontakt zueinander zu pflegen. Sie sind aus der heutigen Zeit sicherlich nicht mehr wegzudenken. Dennoch sollten wir beim Zücken des Smartphones einmal mehr überlegen, ob wir unseren aktuellen Gedanken wirklich der gesamten Welt mitteilen müssen oder ob es nicht reicht, ihn mit dem Partner zu teilen.