Manchmal wünschen wir uns das vielleicht, doch eigentlich behalten wir sie feste in der Hand. Selbst dann, wenn es nahezu unmöglich scheint, die Geschehnisse um uns zu zügeln. Wir trauen uns kaum, uns selbst zu vertrauen – und trauen deshalb auch niemandem sonst. Unsere Gefühle haben uns zu oft belogen, sowohl im Bezug auf uns selbst, als auch im Bezug auf andere.
Ich vermisse die Zeit, in der wir noch sorglos waren. Ich meine nicht jung, denn jung sein ist auch irgendwie scheiße, weil dir jeder etwas vorschreiben will, nein, ich meine einfach frei von Sorgen. Frei von Sorgen über unsere berufliche Zukunft, unsere Beziehungen und das, was generell mit unseren Leben passieren wird.
Ich weiß einfach, dass es einst so war, auch wenn ich heute nicht mehr sagen kann wann. Vermutlich als ich 16 war und bereit, meine eigenen Erfahrungen und Fehler zu machen, aber wusste, dass meine Eltern da sind, um mich aufzufangen, falls etwas schief geht. Vielleicht aber auch mit 21, als ich mich endlich abgenabelt hatte und dachte, dass ich die Welt alleine stemmen kann.
Fakt ist, dass ich sie verloren habe, diese Sorglosigkeit, mit der ich einst über den Rand malte und mir gar nichts dabei dachte, außer vielleicht, dass es hübsch aussah, obwohl es gar nicht so gedacht war. Ich vermisse die Zeit, in der es meine größte Angst war, bei einem Fehler erwischt zu werden, statt Angst davor zu haben, ihn überhaupt zu machen – obwohl sich das meiste im Nachhinein nicht einmal als Fehler entpuppt hat, sondern als Erlebnis, das irgendwie nötig war, um weiter zu kommen, sich zu entwickeln, neue Wege zu bestreiten.
Irgendwann kommt hoffentlich der Punkt, an dem die Angst vor dem Stillstand und die Einsamkeit hinter den dicken, selbstgebauten Mauern größer wird als die Angst vor der eigenen Verletzlichkeit und Fehlern, die außerhalb dieses Schutzraumes geschehen könnten. Und dann ist es an der Zeit, in den Kampf gegen sich selbst zu ziehen. Es wird ein Kampf sein, den man nur gewinnen kann. Und vielleicht traut man sich am Ende ja sogar, einem anderen Menschen die Stifte in die Hand zu geben und ihn über den Rand malen zu lassen.