Die meisten Ehen enden nicht vor dem Scheidungsrichter, sondern …

Wie oft wurde die Ehe schon totgesagt? Dabei ist sie ziemlich lebendig und angesagter denn je. Immer mehr Paare heiraten wieder. Und die Chancen stehen gut, dass die Verbindung ein Leben lang hält!

Eine Beziehung mit dem perfekten Partner – und nicht mit dem Zweitbesten – ist heute das höchste Gut. Vor Gesundheit und ewigem Leben. Eine glückliche Beziehung für immer. Als Paarberater weiß ich, wie oft es Menschen überfordert, eine solche, gleichberechtigte, respektvolle Beziehung auf Augenhöhe zu führen und als Single-Coach weiß ich, dass den dazu passenden Partner zu finden, noch mehr Menschen überfordert. Denn wenn eine Auswahl so wichtig wird, dann fällt sie auch ganz besonders schwer. Sie macht Angst vor Fehlentscheidungen.

Und weil Kontaktaufnahme so einfach geworden ist und in den Metropolen die Auswahl so groß, treffen Singles unweigerlich immer wieder Fehlentscheidungen bei ihrer Partnerwahl. Und jedes Beziehungsaus bedeutet, man hat falsch entschieden hat, man ist gescheitert. Jedes missratene Date bedeutet dasselbe, ebenso jeder Abbruch der Kennenlern-Phase nach drei Monaten. Und jedes Scheitern und jede Trennung verletzt das Selbstwertgefühl.

Verletzter Selbstwert steuert die Schutzstrategien, die sich in Bindungsangst und Verlustangst zeigen. „Ich kann mich nicht binden“ ist eine solche Strategie ebenso wie „Ich kann nie wieder vertrauen.“ Das sind ganz typische Überzeugungen, die als Zeichen von Beziehungsunfähigkeit und Bindungsstörungen gelten und welche die Partnerwahl vieler Singles heute sabotieren. Das ist aber kein Schicksal. Der Schlüssel ist ein gestärkter Selbstwert. Nie zuvor gab es mehr und kompetentere Hilfsangebote: beispielsweise durch Selbsthilfe-Ratgeber, wie “Das Kind in dir muss Heimat finden” von Stefanie Stahl, das monatelang die Bestsellerlisten anführte und heute in fast jedem Haushalt im Regal steht oder zahlreiche Online-Kurse und natürlich Beratungsangebote vor Ort. Die Menschen reagieren auf das Thema und erste Veränderungen zeigen sich. Aber zugegeben: hier könnte und dürfte sich gerne noch mehr tun. Jammern jedenfalls verstärkt die selbst gewählte Opferrolle und schwächt den Selbstwert!

Die meisten Ehen enden im Grab

Auch heute noch schreiben manche Journalisten uralte Scheidungsquoten ab. Da ist von “über die Hälfte” aller Ehen die Rede, die geschieden würden. Das ist jedoch Unsinn. Tatsache ist, dass die in den 50er, 60er und 70er Jahren geschlossenen Ehen nicht allzu haltbar waren. Dafür gab es allerdings auch gute Gründe. Erstmals durften und konnten Frauen sich überhaupt scheiden lassen ohne vor dem gesellschaftlichen und privaten Aus zu stehen. Der Verbleib in einer unglücklichen Beziehung war nicht mehr nötig.


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