Den Partner akzeptieren – ohne Wenn und Aber

Lukas: „Du siehst ja ganz schön geschafft aus. Hattest du einen anstrengenden Tag?“
Luisa: „Ja, der Chef hat mir doch glatt noch ein paar Akten rübergeschoben. Ich könnte im Strahl kotzen …“
Lukas: „Ach Mensch, wie nervig.“
Luisa: „Ja … Dafür bist du ja richtig ausgeruht nach deinem freien Tag.“
Lukas: „Aber so was von.“
Luisa: „Das freut mich … Ich weiß, wir wollten heute Abend noch raus und du hast dich so drauf gefreut, ich mich auch. Ich bin aber leider megaerschöpft nach diesem Katastrophentag. Mit mir ist nichts Vernünftiges mehr anzufangen, fürchte ich. Ich möchte lieber einen gemütlichen Abend mit dir verbringen. Tut mir leid … Bist du enttäuscht?“
Lukas: „Ja, etwas, ich hatte mich sehr darauf gefreut. Aber ich verstehe das, wenn du so geschafft bist. Hm, lass uns das einfach an einem anderen Tag nachholen, ja? Heute können wir ja auch gemütlich eine Serie schauen.“
Luisa: „Danke, dass du ehrlich bist und offen zugibst, dass du enttäuscht bist. Und dass du mir entgegenkommst. Wir holen das ganz bald nach, versprochen.“

Lukas wird jetzt wohl noch eine Weile brauchen, bis sich das natürliche Gefühl von Frustration abgeschwächt hat, das sich immer dann einstellt, wenn ein Wunsch enttäuscht wird. Hätte Luisa nachgegeben und wäre müde mit Lukas spazieren gegangen, wäre es ihr genauso ergangen. Auch hier greift das Realitätsprinzip. Keine Partnerschaft ohne gelegentliche Kompromisse oder Verzicht. Dennoch haben beide die Zauberformel einer glücklichen Partnerschaft beherzigt: Die Innenwelt bedingungslos akzeptieren, das Äußere konstruktiv gestalten. Heißt: Wenn man zum Beispiel wütend ist, muss man die Wut nicht destruktiv ausleben. Aber sie zu verleugnen, würde sie nur anwachsen lassen. Sie will gesehen und angenommen werden, sie hat einen Sinn, sie ist wertvoll.

Akzeptanz trainieren

Akzeptanz lässt sich trainieren. Dazu ein paar Denkanregungen:

  • Haben Sie den Mut, nicht nur in sich selbst reinzuhorchen, sondern auch das Innere Ihres Partners neugierig zu erkunden, zum Beispiel indem Sie ihn/sie öfters nach seinen/ihren Wünschen und Bedürfnissen und momentanen Befindlichkeit befragen.
  • Wir alle neigen zu einem gewissen Grad dazu, Situationen und Menschen kontrollieren zu wollen, um Sicherheit zu erlangen. Wenn Ihnen das wohlbekannt vorkommt, fragen Sie sich doch immer wieder mal, ob Ihre Kontrollstrategien überhaupt funktionieren? Falls nicht, ist es vielleicht an der Zeit, die Strategie zu ändern und eine akzeptierende Haltung wie oben beschrieben einzunehmen. Nicht alles im Leben kann und sollte man kontrollieren. Häufig kämpfen wir gegen Windmühlen und müssten es doch gar nicht.
  • Machen Sie sich bewusst, was in Ihrer Macht (Kontrolle) liegt und was nicht. Können Sie die Gefühle und Gedanken Ihres Partners verändern? Oder ist die einzige gesunde Option, sie zu akzeptieren und ihnen konstruktiv-gestaltend zu begegnen?
  • Sagen Sie immer wieder bewusst Ja zu dem Inneren Ihres Partners und Ihrem eigenen. Alle Gefühle, Gedanken, Fantasien, Impulse, Bedürfnisse und so weiter dürfen sein. Entscheidend ist nicht, ob sie da sind oder nicht, sondern wie wir verantwortlich und gemäß unseren Lebenszielen und Werten mit ihnen umgehen.
  • Akzeptanz ist kein Gefühl oder Gedanke, sondern ein Tun!

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