Als ihm seine Freundin mitteilte, die Pille absetzen zu wollen, sprang bei unserem Gast-Autor schon das Gedankenkarussell an. Vater werden: Konnte das nicht noch etwas warten? Doch der Hintergrund war ein ganz anderer
Ihre Ankündigung traf mich mit der Wucht eines ICE. Wir saßen seit ein paar Stunden gemütlich auf die Couch gelümmelt und bewältigten gerade den x-ten Serienmarathon des Jahres, als mich meine Freundin plötzlich so eigenwillig von der Seite aus ansah. „Du-uuu, Schatz …“ Alarmiert drehte ich mich zu ihr um und versuchte aus ihrem Gesicht abzulesen, was da gleich auf mich zukommen würde. Aber sie hatte ihr Pokerface aufgesetzt. „Ja, Schatz?“ Sie nahm meine Hand und sagte mit einem zarten Lächeln: „Ich habe beschlossen, die Pille abzusetzen.“
Der saß. Ich kann gar nicht beschreiben, was von einer Sekunde auf die andere in mir los war. Mein Puls schoss in die Höhe, ich zitterte am ganzen Körper, brach in Angstschweiß aus, Schnappatmung … Ich, Vater? Ich bin doch noch so jung … na ja, Ende dreißig … Ich mit einem Baby auf dem Arm, das mich dann irgendwann mal „Papa“ nennen wird … Ich beim Windeln wechseln, igitt, wo kauft man die Dinger eigentlich ein …? Wir – meine Freundin, ich … und der kleine Wurm … eine Familie?! Meine Gedanken fuhren Achterbahn.
„Ist dir nicht gut?“ fragte sie. Ich brachte gerade noch ein „Wow, du denkst also, dass ich ein guter Vater wäre?“ heraus. Sie sah mich irritiert an, dann lächelte sie. „Nö, wahrscheinlich nicht. Aber das ist auch gar nicht der Grund.“
Nach fünfzehn Jahren Antibabypille
Der Grund war ein anderer. Meiner Freundin war langsam klargeworden, dass fast fünfzehn Jahre Hormonkeule nicht sehr gesund sein konnten. Fünfzehn Jahre, in denen eine kleine Pille ihr Leben entscheidend mitgeprägt hatte, positiv wie negativ. Klar freute sie sich über die bessere Blutungskontrolle, weniger Regelschmerzen, ein besseres Hautbild und – ich kenne den Vergleich nicht – größere Brüste.