Sich von gesellschaftlichen Klischees lösen
Ich behaupte nicht, dass im hier und jetzt zu leben, das einzige Richtige ist. Ich respektiere die Entscheidung meiner Freunde, wenn sie nach gescheiterten Ehen doch noch vor den Altar treten. Ich kann nachvollziehen, wenn Bekannte nach dreißig Jahren -und trotz Untreue- als Paar zusammenbleiben. Es beruhigt, sich als Team definieren zu können und sich nicht mit dem Alleinsein auseinandersetzen zu müssen. Doch für mich wäre es keine Option. Auch, wenn ich einen hohen Preis dafür zahle. Ich habe für mich irgendwann entschieden, dass mein Leben jetzt und nicht erst in fünf Jahren stattfindet. Vielleicht bevorzuge ich aus diesem Grund seit längerer Zeit jüngere Freundinnen. Auch wenn beide den Altersunterschied akzeptieren, sieht man im Regelfall ein, dass die Beziehung nicht für die Ewigkeit bestimmt ist. In meinen Augen bleibt sie dennoch wertvoll und einzigartig. Die Schwierigkeit besteht darin, dass beide auf einer Wellenlänge bleiben. Wenn ich mir Sorgen um die gemeinsame Zukunft mache, entsteht zwangsläufig eine Stresssituation. Durch eine ständige und brutal ehrliche Kommunikation ist es möglich, Lösungen für diese Art von Partnerschaft zu finden. Für mich geht es unter anderem darum, sich von gesellschaftlichen Klischees zu lösen. Doch ich möchte niemanden meine Sicht der Dinge aufzwingen. Ich versuche vielmehr, meine Einstellung zu erklären und hoffe auf das Verständnis der wenigen Menschen, die mir wirklich nah sind.
Ich bin der Ansicht, dass es im Leben vor allem wichtig ist, sich so zu akzeptieren, wie man ist. Ab einem gewissen Alter glaube ich, ändert man sich nicht mehr. Das klingt etwas frustrierend, vor allem in Partnerschaften, die zu oft festgefahrene Auseinandersetzungen erleben. Auf der anderen Seite kenne ich Paare, die sich von Anfang an regelmäßig heftig streiten und nach zwanzig Jahren immer noch zusammen sind. Wenn mir eine neue Partnerin viel bedeutet, bitte ich sie von Anfang an, einen Teil meiner „Macken“ oder „Zwänge“ zu akzeptieren. Ich erkläre ihr z.B. warum mir eine sehr aufgeräumte Wohnung schon immer besonders wichtig ist. Deshalb finde ich es besser, wenn jeder seinen eigenen Rückzugsort behält. Klar muss man es sich finanziell leisten können, aber es macht keinen Sinn, sich über das Thema Ordnung immer wieder zu streiten.