Lästern ist gut fürs soziale Gefüge
Gerade wenn es um Streitkultur geht, da vergleichen sich viele Paare überaus wohlwollend mit anderen, deren Kommunikation echt für den Arsch ist: bösartig, hasserfüllt, abgewandt, abwertend und natürlich laut! Ich versuche in der Beratung in so einem Fall die Methode: Meister lernen von Desastern. Wir gehen also ganz genau durch:
- Was machen die anderen falsch?
- Was würden wir besser machen?
- Was können wir lernen?
Mir ist klar, bewusst macht das nahezu kein Paar außerhalb einer Praxis für Paartherapie. Aber unbewusst laufen diese Fragen durchaus mit. Das Lästern über andere erfüllt nämlich auch eine soziale Aufgabe: Abgrenzung von erlaubtem und erwünschtem Verhalten gegenüber Verhaltensweisen, die nicht okay sind, weil sie die Gemeinschaft belasten oder bedrohen könnten. Wir überprüfen permanent unsere Entscheidungen und unser Verhalten an Entscheidungen und Verhalten der anderen. Dennoch ist das kein Freibrief fürs Lästern, sorry! Denn da gibt es noch einen klitzekleinen Aspekt, der nicht unwichtig ist:
An anderen stört uns vor allem, was uns an uns selbst aufregt
Die Fehler, die uns sofort ins Auge springen, das sind erwiesenermaßen vor allem solche, die wir insgeheim selbst machen oder uns ganz besonders davor fürchten, dass wir sie selbst machen könnten. Meist, weil wir sie schon einmal gemacht haben, natürlich.
Das Paar, das also genüßlich über den miesen Kommunikationsstil eines anderen Paares herzieht, das versichert sich dadurch in erster Linie: “Wir kommunizieren auch nicht gut, aber nicht so schlecht wie die!” Damit reflektieren sie durchaus ein Stück weit das eigene Verhalten. Allerdings eben nicht zur Gänze. Denn wie heißt es doch: Innerhalb eines Systems kann man nicht das vollständige System erfassen, dazu müsste man das verlassen und von “oben” betrachten.
Lästern ist ein Anfang – wenn man es als Auftrag versteht
Lästern tun nicht nur verletzte und wenig selbstsichere Menschen. Lästern tun alle. Solange daraus keine negative Abwärtsspirale wird, die den Blick ausschließlich auf das Schlechte im Leben wirft, muss Lästern nicht zwangsläufig zu Misanthropie und Pessimismus führen, sondern kann sogar verbinden und bewusst machen, was gut läuft. Es braucht schließlich eine gewisse Fallhöhe zur Abgrenzung und Einordnung.
Dennoch sind grundsätzlich positive Eindrücke und Erfahrungen besser für uns. Wir lernen durch den Wunsch nach Wiederholung erfolgreicher und glücklicher Situationen. Negative Erfahrungen möchten wir vermeiden und wir entwickeln schnell und gründlich Schutzstrategien, um nicht erneut in dieselbe Falle zu tappen wie zuvor. Ist das einem Paar bewusst, dann kann es tatsächlich aus dem Lästern etwas Gutes für sich selber ziehen. Wenn nicht, dann besteht die Gefahr, dass die Partner langsam aber sicher zuhause versauern und vom Freundeskreis gemieden werden, denn das darf man niemals vergessen: Die anderen, die lästern auch! Über uns.
Ein Partnerangebot der Modern Love School
Wie gut passen wir zusammen? – Der große Liebestest
Mach den Liebestest: seriös und wissenschaftlich fundiert!
Wie gut passt wir zusammen? Könnt ihr euch aufeinander in allen Lebenslagen verlassen?
Dieser mehrstufige Liebestest misst eure Beziehungszufriedenheit, eure Streitkultur, euren Umgang mit Intimität und zeigt, was ihr ändern oder verbessern könntet.