Club-Liebe: Wenn Paare zu viel feiern

Sich füreinander hübsch machen? Nicht dran zu denken, ganz im Gegenteil, man steht zu schlechtem Atem und Augenringen und kuschelt sich ungeniert weiter in die Jogginghose oder Bademantel. Gespräche? Naja, vielleicht über die Drinks, die Freunde und deren Leben, die gestern Nacht mit auf Tour waren. Über das eigene Gefühlsleben, Sehnsüchte, Wünsche und Träume wohl eher nicht. Ein Ausflug? Vielleicht schaffen Sie es ja, ein paar Runden um den Block zu schlürfen, immerhin. Aber wäre es eigentlich nicht viel schöner gewesen, zusammen einen ausgiebigen Waldspaziergang zu machen, das neue Yoga Studio um die Ecke auszuprobieren, Kanu zu fahren, ins Kino zu gehen oder mal wieder einen Abstecher ins Museum zu wagen? Dafür fehlt Ihnen beiden aber die Kraft. Die Reserven haben Sie nämlich schon gestern zwischen dem ersten Gin Tonic und dem letzten Schnaps aufgebraucht.

Bei besonders ausgiebigen Partygängern fehlt etwas Entscheidendes, das banal und langweilig klingt, aber für die gemeinsame Weiterentwicklung und Partnerschaft entscheidend ist: der schnöde Alltag. Kennt man den anderen vor allem durchs Ausgehen, kennt man ihn nicht wirklich. Man sieht ihn nur durch die Party-Brille, ein Scheinbild zwischen Bässen und schummrigem Licht, nicht sein wahres Selbst, das ganz normale Ich, das es von Montag bis Freitag gibt und das den Menschen zu mindestens genauso starkem Anteil ausmacht.

Spießer oder was?

Verstehen Sie mich nicht falsch: Ich liebe es, mit meinem Mann ein Wochenende zu zweit zu verbringen, auch mal auszugehen und es krachen zu lassen. Wir wohnen fußläufig zu St. Pauli und der Sternschanze, wo man sich die Nächte ganz hervorragend um die Ohren schlagen kann. Die Betonung liegt auf: mal. Dann ist es etwas Besonderes, Belebendes. Aber das ist nicht unser einziger Lebensinhalt am Wochenende und auch nicht unser wichtigstes verbindendes Element der Liebe.


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